Die Textvorlage wurde freundlich zur Verfügung gestellt von www.glaubensstimme.de (Andreas Janssen)!


Ursinus, Zacharias / Olevian, Caspar

Der Heidelberger Katechismus


Einleitung


1. Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?


Daß ich mit Leib und Seele, beides im Leben und im Sterben, nicht mein, sondern meines treuen Heilandes Jesu Christi Eigentum bin, der mit seinem teuren Blute für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst hat und so bewahrt, daß ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt fallen kann, ja, mir auch alles zu meiner Seligkeit dienen muß. Darum versichert er mich auch durch seinen heiligen Geist des ewigen Lebens und macht mich von Herzen willig und bereit, von nun an ihm zu leben.


2. Wieviel Stücke sind dir nötig zu wissen, damit du in diesem Trost selig leben und sterben kannst?


Drei Stücke: Erstens, wie groß meine Sünde und mein Elend ist; zum anderen, wie ich von allen meinen Sünden und meinem Elend erlöst werde; und zum dritten, wie ich Gott für diese Erlösung danken soll.


Von des Menschen Elend


3. Woher erkennst du dein Elend?


Aus dem Gesetz Gottes.


4. Was erfordert denn das göttliche Gesetz von uns?


Dies lehrt uns Christus in einer Summe, Matthäus, im 22. Kapitel: Du sollst Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von ganzer Kraft lieben. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen zwei Geboten ist das ganze Gesetz und die Propheten enthalten.


5. Kannst du dies alles vollkommen halten?


Nein; denn ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen.


6. Hat denn Gott den Menschen böse und verkehrt erschaffen?


Nein; sondern Gott hat den Menschen gut und nach seinem Ebenbild erschaffen, das heißt in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit, damit er Gott, seinen Schöpfer, erkennt und von Herzen liebt und in ewiger Seligkeit mit ihm lebt, um ihn zu loben und zu preisen.


7. Woher kommt denn die verdorbene Art des Menschen?


Aus dem Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern Adam und Eva im Paradies, wodurch unsere Natur so vergiftet worden ist, daß wir alle in Sünden empfangen und geboren werden.


8. Sind wir aber dermaßen verdorben, daß wir ganz und gar untüchtig sind zu allem Guten und geneigt zu allem Bösen?


Ja; es sei denn, daß wir durch den Geist Gottes wiedergeboren werden.


9. Tut denn Gott dem Menschen nicht unrecht, daß er in seinem Gesetz von ihm fordert, was er nicht tun kann?


Nein. Denn Gott hat den Menschen so erschaffen, daß er es tun konnte. Der Mensch aber hat sich und alle seine Nachkommen durch mutwilligen Unge-horsam auf die Anstiftung des Teufels hin dieser Gaben beraubt.


10. Will Gott solchen Ungehorsam und Abfall ungestraft bleiben lassen?


Mitnichten, sondern er zürnt schrecklich über beides, über angeborene und wirk-liche Sünden, und er will sie aus gerechtem Urteil zeitlich und ewig strafen, wie er gesprochen hat: Verflucht sei jedermann, der nicht in all dem bleibt, was in dem Buch des Gesetzes geschrieben steht, daß er es tue.


Von des Menschen Erlösung


11. Ist denn Gott nicht auch barmherzig?


Gott ist wohl barmherzig; er ist aber auch gerecht. Deshalb erfordert seine Ge-rechtigkeit, daß die Sünde, die gegen die allerhöchste Majestät Gottes begangen ist, auch mit der höchsten, das heißt der ewigen Strafe an Leib und Seele ge-straft werde.


12. Wenn wir denn nach dem gerechten Urteil Gottes zeitliche und ewige Strafe verdient haben, wie können wir dieser Strafe entgehen und wieder seine Gnade erlangen?


Gott will, daß seiner Gerechtigkeit Genugtuung geschehe; deshalb müssen wir diese Genugtuung entweder selber leisten oder durch einen anderen vollkomme-ne Bezahlung tun.


13. Können wir aber selbst diese Bezahlung leisten? Mitnichten, sondern wir machen auch die Schuld noch täglich größer.


14. Kann aber irgend eine bloße Kreatur für uns bezahlen?


Keine; denn erstens will Gott an keiner anderen Kreatur strafen, was der Mensch verschuldet hat. Zweitens kann auch keine bloße Kreatur die Last des ewigen Zornes Gottes wider die Sünde ertragen und andere davon erlösen.


15. Was für einen Mittler und Erlöser müssen wir denn suchen?


Einen solchen, der ein wahrer und gerechter Mensch und doch stärker als alle Kreaturen, das heißt zugleich wahrer Gott ist.


16. Warum muß er ein wahrer und gerechter Mensch sein?


Weil die Gerechtigkeit Gottes erfordert, daß die menschliche Natur, die gesündigt hat, für die Sünde bezahlt, aber einer, der selbst ein Sünder wäre, nicht für ande-re bezahlen könnte.


17. Warum muß er zugleich wahrer Gott sein?


Damit er aus der Kraft seiner Gottheit die Last des Zornes Gottes an seiner Menschheit ertragen und uns die Gerechtigkeit und das Leben erwerben und wiedergeben kann.


18. Wer ist aber dieser Mittler, der zugleich wahrer Gott und ein wahrer, ge-rechter Mensch ist?


Unser Herr Jesus Christus, der uns zur vollkommenen Erlösung und Gerechtig-keit geschenkt ist.


19. Woher weißt du das?


Aus dem heiligen Evangelium, welches Gott selbst im Anfang im Paradies ge-offenbart hat, durch die heiligen Erzväter und Propheten verkündigen ließ und durch die Opfer und andere Zeremonien des Gesetzes vorgebildet hat; zuletzt ließ er es aber durch seinen geliebten Sohn erfüllen.


20. Werden denn alle Menschen wieder durch Christus selig, wie sie durch Adam alle verloren gingen?


Nein, sondern alleine die, die durch wahren Glauben ein Leib mit ihm werden und alle seine Wohltaten annehmen.


21. Was ist wahrer Glaube?


Es ist nicht allein eine gewisse Erkenntnis, durch die ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat, sondern auch ein herzliches Vertrauen, das der heilige Geist durchs Evangelium in mir wirkt, daß nicht allein anderen, sondern auch mir Vergebung der Sünden, ewige Gerechtigkeit und Seligkeit von Gott geschenkt ist aus Gnade, allein wegen des Verdienstes Christi.


22. Was ist aber für einen Christen zu glauben notwendig?


Alles, was uns im Evangelium verheißen wird, welches uns die Artikel unseres allgemeinen, unbezweifelten, christlichen Glaubens in einer Summa lehren. Wo finden wir die Summa (d.i. Hauptinhalt) des Evangeliums? In den 12 Artikeln unseres allgemeinen, unbezweifelten christlichen Glaubens. Dieses Bekenntnis wird auch das apostolische Glaubensbekenntnis genannt, nicht weil es von den 12 Aposteln verfaßt ist, sondern weil es die Lehre der Apostel enthält.


23. Wie lauten dieselben?


Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn, der empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren aus Maria, der Jungfrau, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, abgestiegen zu der Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzet zu der Rechten Gottes, des allmächtigen Vater, von wo er kommen wird, die Lebendigen und die Toten zu richten. Ich glaube an den hei-ligen Geist, eine, heilige, allgemeine christliche Kirche, die Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben.


24. Wie werden diese Artikel eingeteilt?


In drei Teile: Der erste ist von Gott dem Vater und unserer Erschaffung, der zweite von Gott dem Sohn und unserer Erlösung, der dritte von Gott dem heiligen Geist und unserer Heiligung.


25. Wenn es nur ein einziges göttliches Wesen ist, warum nennst du dann drei, den Vater, Sohn und heiligen Geist?


Darum, weil sich Gott so in seinem Wort offenbart hat, daß diese drei unterschiedlichen Personen der einige, wahrhaftige, ewige Gott sind.


Von Gott dem Vater


26. Was glaubst du, wenn du sprichst: Ich glaube an Gott Vater, den Allmächti-gen, Schöpfer des Himmels und der Erde?


Daß der ewige Vater unseres Herrn Jesu Christi, der Himmel und Erde samt allem, was darinnen ist, aus nichts erschaffen hat und dieselben durch seinen ewigen Rat und seine Vorsehung erhält und regiert, um seines Sohnes Jesu Christi willen mein Gott und mein Vater sei, auf den ich so vertraue, daß ich nicht zweifle: Er wird mich mit allem, was ich an Leib und Seele brauche, versorgen, und alles Übel, das er mir in diesem Jammertal zuschickt, so wenden, daß es gut für mich ist, weil er es als ein allmächtiger Gott tun kann und als ein treuer Vater auch tun will.  


27. Was verstehst du unter der Vorsehung Gottes?


Die allmächtige und gegenwärtige Kraft Gottes, durch die er Himmel und Erde samt allen Kreaturen mit seiner Hand noch erhält und so regiert, daß Laub und Gras, Regen und Dürre, fruchtbare und unfruchtbare Jahre, Essen und Trinken, Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut und alles nicht von ungefähr, sondern aus seiner väterlichen Hand zu uns kommt.


28. Was für Nutzen bekommen wir aus der Erkenntnis der Schöpfung und Vor-sehung Gottes?


Daß wir in aller Widerwärtigkeit geduldig, in Glückseligkeit dankbar und aufs Zu-künftige guter Zuversicht zu unserem getreuen Gott und Vater sein sollen, daß uns keine Kreatur von seiner Liebe scheiden wird, weil alle Kreaturen so in seiner Hand sind, daß sie sich ohne seinen Willen auch nicht regen noch bewegen können.


Von Gott dem Sohn


29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das ist Seligmacher, genannt?


Weil er uns selig macht von unseren Sünden und weil bei keinem anderen eine Seligkeit zu suchen und zu finden ist.


30. Glauben denn die auch an den einen Seligmacher Jesus, die ihre Seligkeit und ihr Heil bei Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?


Nein, sondern sie verleugnen mit der Tat den einen Seligmacher und Heiland Jesus, auch wenn sie sich seiner rühmen. Denn entweder ist Jesus nicht ein vollkommener Heiland, oder die, die diesen Heiland mit wahrem Glauben an-nehmen, müssen alles in ihm haben, was sie zu ihrer Seligkeit brauchen.


31. Warum ist er Christus, das ist: ein Gesalbter, genannt?


Weil er von Gott dem Vater verordnet und mit dem heiligen Geist gesalbt ist zu unserem obersten Propheten und Lehrer, der uns den heimlichen Rat und Willen Gottes von unserer Erlösung vollkommen offenbart; und zu unserem einzigen Hohenpriester, der uns mit dem einzigen Opfer seines Leibes erlöst hat und immer mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt; und zu unserem ewigen König, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält.


32. Warum aber wirst du ein Christ genannt?


Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi bin und also Anteil an seiner Salbung habe, damit auch ich seinen Namen bekenne, mich ihm zu einem lebendigen Dankopfer darbringe und mit freiem Gewissen in diesem Leben wider die Sünde und den Teufel streite und danach in Ewigkeit mit ihm über alle Krea-turen herrsche.  


33. Warum heißt er Gottes eingeborener Sohn, wenn wir doch auch Gottes Kinder sind?


Weil Christus allein der ewige, natürliche Sohn Gottes ist, wir aber um seinet-willen aus Gnaden als Kinder Gottes angenommen wurden.


34. Warum nennst du ihn unseren Herrn?


Weil er uns mit Leib und Seele von der Sünde und aus aller Gewalt des Teufels nicht mit Gold und Silber, sondern mit seinem teuren Blut ihm zum Eigentum erlöst und erkauft hat.


35. Was heißt, daß er empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria?


Daß der ewige Sohn Gottes, der wahrer und ewiger Gott ist und bleibt, mensch-liche Natur aus dem Fleisch und Blut der Jungfrau Maria durch Wirkung des hei-ligen Geistes an sich genommen hat, auf daß er auch der wahre Same Davids sei, seinen Brüdern in allem außer der Sünde gleich.


36. Was für Nutzen bekommst du aus der heiligen Empfängnis und Geburt Jesu?


Daß er unser Mittler ist und mit seiner Unschuld und vollkommenen Heiligkeit meine Sünde, in der ich empfangen wurde, vor Gottes Angesicht bedeckt.


37. Was verstehst du durch das Wörtlein gelitten?


Daß er an Leib und Seele die ganze Zeit seines Lebens auf Erden, besonders aber am Ende, den Zorn Gottes wider die Sünde des ganzen menschlichen Geschlechts getragen hat, damit er mit seinem Leiden als dem einzigen Sühne-opfer unseren Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis erlöste und uns Gottes Gnade, Gerechtigkeit und ewiges Leben erwürbe.


38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?


Damit er unschuldig unter dem weltlichen Richter verdammt würde und uns damit von dem strengen Urteil Gottes, das über uns ergehen sollte, befreite.


39. Ist es etwas mehr, daß er gekreuzigt wurde, als wenn er eines anderen To-des gestorben wäre?


Ja, denn dadurch bin ich gewiß, daß er den Fluch, der auf mir lag, auf sich ge-laden hat, weil der Kreuzestod von Gott verflucht war.


40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?


Weil wegen der Gerechtigkeit und Wahrheit Gottes nicht anders für unsere Sünde bezahlt werden konnte als durch den Tod des Sohnes Gottes.


41. Warum ist er begraben worden?


Um damit zu bezeugen, daß er wahrhaftig gestorben ist.


42. Weil denn Christus für uns gestorben ist, wie kommt's, daß wir auch sterben müssen?


Unser Tod ist nicht eine Bezahlung für unsere Sünde, sondern nur ein Absterben der Sünden und Eingang zum ewigen Leben.


43. Was bekommen wir noch für Nutzen aus dem Opfer und Tod Christi am Kreuz?


Daß durch seine Kraft unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt, getötet und begra-ben wird, damit die bösen Lüste des Fleisches nicht mehr in uns regieren, son-dern wir uns selbst ihm zur Danksagung aufopfern.


44. Warum folgt: abgestiegen zu der Hölle?


Damit ich in meinen höchsten Anfechtungen versichert bin, mein Herr Christus habe mich durch seine unaussprechliche Angst, Schmerzen und Schrecken, die er auch an seiner Seele am Kreuz und zuvor erlitt, von der höllischen Angst und Pein erlöst.


45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?


Erstens hat er durch seine Auferstehung den Tod überwunden, damit er uns Anteil an der Gerechtigkeit, die er uns durch seinen Tod erworben hat, geben kann. Zum zweiten werden auch wir schon jetzt durch seine Kraft zu einem neuen Leben erweckt. Zum dritten ist uns die Auferstehung Christi ein sicheres Pfand unserer seligen Auferstehung.


46. Wie verstehst du, daß er gen Himmel gefahren ist?


Daß Christus vor den Augen seiner Jünger von der Erde gen Himmel aufge-fahren ist und für uns dort ist, bis er wiederkommt, die Lebendigen und die Toten zu richten.


47. Ist den Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?


Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Nach seiner menschlichen Natur ist er jetzt nicht auf Erden, aber nach seiner Gottheit, Majestät, Gnade und Geist weicht er niemals von unserer Seite.


48. Werden aber mit der Weise die zwei Naturen in Christo nicht voneinander ge-trennt, wenn die Menschheit nicht überall ist, wo die Gottheit ist?


Nein. Denn weil die Gottheit unbegreiflich und überall gegenwärtig ist, so muß folgen, daß sie wohl außerhalb ihrer angenommenen Menschheit und dennoch nichtsdestoweniger auch in ihr ist und persönlich mit ihr vereinigt bleibt.


49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?


Erstens, daß er im Himmel vor dem Angesicht seines Vaters unser Fürsprecher ist. Zum anderen, daß wir unser Fleisch im Himmel zu einem sicheren Pfand haben, daß er als das Haupt uns, seine Glieder, auch zu sich hinaufnehmen wird. Zum dritten, daß er uns seinen Geist zum Gegenpfand herabsendet, durch dessen Kraft wir suchen, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes, und nicht, was auf Erden ist.


50. Warum wird hinzugesetzt, daß er zur Rechten Gottes sitzt?


Weil Christus darum gen Himmel gefahren ist, daß er sich selbst als das Haupt seiner christlichen Kirche erweise, durch das der Vater alles regiert.


51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christi?


Erstens, daß er durch seinen heiligen Geist in uns, seine Glieder, die himmli-schen Gaben ausgießt. Zum zweiten, daß er uns mit seiner Gewalt wider alle Feinde schützt und erhält.


52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, zu richten die Lebenden und die Toten?


Daß ich in aller Trübsal und Verfolgung mit aufgerichtetem Haupt eben des Richters, der sich zuvor dem Gericht Gottes für mich dargestellt und allen Fluch von mir weggenommen hat, aus dem Himmel sicher bin, daß er alle seine und meine Feinde in die ewige Verdammnis werfe, mich aber und alle Auserwählten zu sich in die himmlische Freude und Herrlichkeit nehme.


Von Gott dem Heiligen Geist


53. Was glaubst du vom heiligen Geist?


Erstens, daß er genauso ewiger Gott ist wie der Vater und Sohn. Zum zweiten, daß er auch mir gegeben ist, mich durch einen wahren Glauben Christi und aller seiner Wohltaten teilhaftig macht, mich tröstet und bei mir bleiben wird bis in Ewigkeit.


54. Was glaubst du von der heiligen, allgemeinen christlichen Kirche?


Daß der Sohn Gottes aus dem ganzen menschlichen Geschlecht sich eine aus-erwählte Gemeinde zum ewigen Leben, durch seinen Geist und sein Wort, in Einigkeit des wahren Glaubens, von Anbeginn der Welt bis ans Ende versammle, schütze und erhalte, und daß ich als ein lebendiges Glied ihr angehöre und ewig bleiben werde.


55. Was verstehst du unter der Gemeinschaft der Heiligen?


Erstens, daß alle Gläubigen als Glieder an dem Herrn Christus und allen seinen Schätzen und Gaben Gemeinschaft haben. Zum anderen, daß ein jeder seine Gaben zu Nutzen und Heil der anderen Glieder willig und mit Freuden einzu-setzen sich schuldig wissen soll.


56. Was glaubst du von der Vergebung der Sünden?


Daß Gott um der Genugtuung Christi willen aller meiner Sünden, auch der sündi-gen Natur, mit der ich mein Leben lang zu streiten haben, nicht mehr gedenken will, sondern mir die Gerechtigkeit Christi aus Gnaden schenkt, daß ich nicht ins Gericht kommen soll.  


57. Was tröstet dich die Auferstehung des Fleisches?


Daß nicht allein meine Seele nach diesem Leben zu Christus, ihrem Haupt, ge-nommen wird, sondern auch, daß mein Fleisch durch die Kraft Christi aufer-weckt, wieder mit meiner Seele vereinigt und dem herrlichen Leib Christi gleich-förmig werden soll.


58. Was tröstet dich der Artikel vom ewigen Leben?


Daß ich, nachdem ich schon jetzt den Anfang der ewigen Freude in meinem Her-zen empfinde, ich nach diesem Leben vollkommene Seligkeit besitzen werde, die kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, und die in keines Menschen Herz je gekommen ist, Gott ewig preisen werde.


Von der Rechtfertigung


59. Was hilft es dir aber nun, wenn du dies alles glaubst?


Daß ich in Christus vor Gott gerecht und ein Erbe des ewigen Lebens bin.


60. Wie bist du gerecht vor Gott?


Allein durch den wahren Glauben in Jesum Christum, daß, obwohl mich mein Gewissen anklagt, daß ich gegen alle Gebote Gottes schwer gesündigt und keines von ihnen je gehalten habe, ja, auch noch immer zu allem Bösen geneigt bin, doch Gott ohne all meine Verdienste mir aus lauter Gnade die vollkommene Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi schenkt und anrechnet, als hätte ich nie eine Sünde begangen oder gehabt und selbst all den Gehorsam voll-bracht, den Christus für mich geleistet hat, wenn ich allein diese Gnade mit gläubigem Herzen annehme.


61. Warum sagst du, daß du allein durch den Glauben gerecht bist?


Nicht, damit ich wegen der Würdigkeit meines Glaubens Gott gefalle, sondern darum, daß allein die Genugtuung, Gerechtigkeit und Heiligkeit Christi meine Gerechtigkeit vor Gott ist und ich sie nicht anders als allein durch den Glauben annehmen und mir aneignen kann.


62. Warum können aber unsere guten Werke nicht die Gerechtigkeit vor Gott oder ein Stück von ihr sein?


Weil die Gerechtigkeit, die vor Gottes Gericht bestehen soll, durchaus voll-kommen und dem göttlichen Gesetz ganz gleichförmig sein muß, und auch unsere besten Werke in diesem Leben sind alle unvollkommen und mit Sünden befleckt.


63. Verdienen aber unsere guten Werke nichts, wenn sie doch Gott in diesem und dem zukünftigen Leben belohnen will?


Diese Belohnung geschieht nicht aus Verdienst, sondern aus Gnaden.  


64. Macht aber diese Lehre nicht sorglose und verruchte Leute?


Nein; denn es ist unmöglich, daß die, die Christus durch wahren Glauben einge-pflanzt sind, nicht Frucht der Dankbarkeit bringen sollen.


Von den heiligen Sakramenten


65. Wenn denn allein der Glaube uns teilhaben läßt an Christus und alle seine guten Gaben, woher kommt solcher Glaube?


Der heilige Geist wirkt ihn in unseren Herzen durch die Predigt des heiligen Evangeliums und bestätigt ihn durch den Gebrauch der heiligen Sakramente.


66. Was sind Sakramente?


Es sind sichtbare, heilige Wahrzeichen und Siegel, von Gott dazu eingesetzt, daß er uns durch ihren Gebrauch die Verheißung des Evangeliums um so besser zu verstehen hilft und versiegele, nämlich: daß er uns wegen des einzigen Opfers Christi, am Kreuz vollbracht, Vergebung der Sünden und ein ewiges Leben aus Gnaden schenke.


67. Sind denn beide, das Wort und die Sakramente, dahin gerichtet, daß sie unseren Glauben auf das Opfer Jesu Christi am Kreuz als auf den einzigen Grund unserer Seligkeit weisen?


Ja, freilich; denn der heilige Geist lehrt im Evangelium und bestätigt durch die heiligen Sakramente, daß unsere ganze Seligkeit in dem einzigen Opfer Christi steht, das für uns am Kreuz geschehen ist.


68. Wieviel Sakramente hat Christus im neuen Testament eingesetzt?


Zwei, die heilige Taufe und das heilige Abendmahl.


Von der heiligen Taufe


69. Wie wirst du in der heiligen Taufe erinnert und versichert, daß das einzige Opfer Christi am Kreuz dir zu gute kommt?


Dadurch, daß Christus dieses äußerliche Wasserbad eingesetzt und dabei ver-heißen hat, daß ich so gewiß mit seinem Blut und Geist von der Unreinigkeit meiner Seele, das ist, von allen meinen Sünden gewaschen sei, so gewiß ich äußerlich mit dem Wasser, das die Unsauberkeit des Leibes wegzunehmen pflegt, gewaschen bin.


70. Was heißt, mit dem Blut und Geist Christi gewaschen sein?


Es heißt, Vergebung der Sünden von Gott aus Gnaden haben um des Blutes Christi willen, das er in seinem Opfer am Kreuz für uns vergossen hat; weiter bedeutet es, durch den heiligen Geist erneuert und zu einem Glied Christi ge-heiligt sein, damit wir je länger je mehr der Sünde absterben und in einem gott-seligen, unsträflichen Leben wandeln.


71. Wo hat Christus verheißen, daß wir so gewiß mit seinem Blut und Geist wie mit dem Taufwasser gewaschen sind?


In der Einsetzung der Taufe, die lautet: Gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden. - Diese Verheißung wird auch wiederholt, da die Schrift die Taufe das Bad der Wiedergeburt und die Abwaschung der Sünden nennt.


72. Ist denn das äußerliche Wasserbad die Abwaschung der Sünden selbst?


Nein, denn allein das Blut Christi und der heilige Geist reinigt uns von allen Sün-den.


73. Warum nennt denn der heilige Geist die Taufe das Bad der Wiedergeburt und die Abwaschung der Sünden?


Gott redet so nicht ohne große Ursache, nämlich nicht allein, damit er uns da-durch lehren will, daß, wie die Unsauberkeit des Leibes durch das Wasser, auch unsere Sünden durch das Blut und den Geist Christi hinweg genommen werden, sondern vielmehr, damit er uns durch dieses göttliche Pfand und Wahrzeichen versichern will, daß wir so wahrhaftig von unseren Sünden geistlich gewaschen sind, wie wir mit dem leiblichen Wasser gewaschen werden.


74. Soll man auch die jungen Kinder taufen?


Ja, denn weil sie wie die Alten in den Bund Gottes und seine Gemeinde gehören und ihnen in dem Blut Christi die Erlösung von Sünden und der heilige Geist, der den Glauben wirkt, nicht weniger als den Alten zugesagt wird; so sollen sie auch durch die Taufe als Zeichen des Bundes der christlichen Kirche eingeleibt und von den Kindern der Ungläubigen unterschieden werden, wie es im alten Testa-ment durch die Beschneidung geschehen ist, an deren Stelle im neuen Testa-ment die Taufe eingesetzt ist.


Vom heiligen Abendmahl


75. Wie wirst du im heiligen Abendmahl erinnert und versichert, daß du an dem einzigen Opfer Christi am Kreuz und an allen seinen Gütern Gemeinschaft hast?


Dadurch, daß Christus mir und allen Gläubigen von diesem gebrochenen Brot zu essen und von diesem Kelch zu trinken befohlen hat zu seinem Gedächtnis. Dabei hat er verheißen: erstens, daß sein Leib so gewiß für mich am Kreuz ge-opfert und gebrochen und sein Blut für mich vergossen sei, wie ich mit Augen sehe, daß das Brot des Herrn mir gebrochen und der Kelch mir gereicht wird; zum anderen, daß er selbst meine Seele mit seinem gekreuzigten Leib und ver-gossenen Blut so gewiß zum ewigen Leben speise und tränke, wie ich aus der Hand des Dieners das Brot und den Kelch des Herrn empfange und genieße, die mir als sichere Wahrzeichen des Leibes und Blutes Christi gegeben werden.  


76. Was heißt, den gekreuzigten Leib Christi essen und sein vergossenes Blut trinken?


Es heißt nicht allein, mit gläubigem Herzen das ganze Leiden und Sterben Christi annehmen und dadurch Vergebung der Sünden und ewiges Leben bekommen, sondern auch durch den heiligen Geist, der zugleich in Christus und in uns wohnt, mit seinem gesegneten Leib mehr und mehr vereinigt werden, damit wir, obwohl er im Himmel und wir auf Erden sind, doch Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein sind, und von einem Geist (wie die Glieder unseres Leibes von einer Seele) ewig leben und regiert werden.


77. Wo hat Christus verheißen, daß er die Gläubigen so gewiß mit seinem Leib und Blut speise und tränke, wie sie von diesem gebrochenen Brot essen und von diesem Kelch trinken?


In der Einsetzung des Abendmahls, welche so lautet: Unser Herr Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach es und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Desselben gleichen auch den Kelch nach dem Abendmahl und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut; solches tut, so oft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis. Denn so oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt. Diese Verheißung wird auch wiederholt durch St. Paulus, da er spricht: Der Kelch der Danksagung, damit wir danksagen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist's, so sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle eines Brotes teilhaftig sind.


78. Wird denn aus Brot und Wein der wesentliche Leib und das wesentliche Blut Christi?


Nein, sondern wie das Wasser in der Taufe nicht in das Blut Christi verwandelt oder die Abwaschung der Sünden selbst wird, da es nur ein göttliches Wahr-zeichen dafür ist, so wird auch das heilige Brot im Abendmahl nicht der Leib Christi selbst, obwohl es nach Art und Brauch der Sakramente der Leib Christi genannt wird.


79. Warum nennt denn Christus das Brot seinen Leib und den Kelch sein Blut oder das neue Testament in seinem Blut und St. Paulus die Gemeinschaft des Leibes und Blutes Jesu Christi?


Christus redet so nicht ohne große Ursache: nämlich, weil er uns nicht allein damit lehren will, daß, so wie Brot und Wein das zeitliche Leben erhalten, so sei auch sein gekreuzigter Leib und vergossenes Blut die wahre Speise und Trank unserer Seelen zum ewigen Leben; sondern will er uns durch dieses sichtbare Zeichen und Pfand versichern, daß wir so wahrhaftig seines Leibes und Blutes durch die Wirkung des heiligen Geistes teilhaftig werden, wie wir diese heiligen Wahrzeichen mit dem leiblichen Mund zu seinem Gedächtnis empfangen, und daß all sein Leiden und Gehorsam so gewiß unser eigen sei, als hätten wir selbst in unserer eigenen Person alles gelitten und genug getan.  


80. Was ist für ein Unterschied zwischen dem Abendmahl des Herrn und der päpstlichen Messe?


Das Abendmahl bezeugt uns, daß wir vollkommene Vergebung aller unserer Sünden haben durch das einzige Opfer Jesu Christi, das er selbst einmal am Kreuz vollbracht hat, und daß wir durch den heiligen Geist Christo eingeleibt werden, der jetzt mit seinem wahren Leib im Himmel zur Rechten des Vaters ist und dort angebetet werden will. Die Messe aber lehrt, daß die Lebendigen und die Toten nicht durch das Leiden Christi Vergebung der Sünden haben, es sei denn, daß Christus noch täglich für sie von den Meßpriestern geopfert werde, und daß Christus leiblich unter der Gestalt des Brotes und Weines sei und des-halb darin angebetet werden soll. Und so ist die Messe im Grund nichts anderes als die Verleugnung des einzigen Opfers und Leidens Jesu Christi und eine ver-maledeite Abgötterei.


81. Wer soll zu dem Tisch des Herrn kommen?


Die sich selbst um ihrer Sünde willen mißfallen und doch vertrauen, daß ihnen verziehen und die übrige Schwachheit mit dem Leiden und Sterben Christi be-deckt sei, die es auch mehr und mehr begehren, ihren Glauben zu stärken und ihr Leben zu bessern. Die Unbußfertigen aber und Heuchler essen und trinken sich selbst das Gericht.


82. Sollen aber zu diesem Abendmahl auch die zugelassen werden, die sich mit ihrem Bekenntnis und Leben als Ungläubige und Gottlose erweisen?


Nein, denn so wird der Bund Gottes geschmäht und sein Zorn über die ganze Gemeinde gereizt. Deshalb ist die christliche Kirche schuldig, nach der Ordnung Christi und seiner Apostel, solche Menschen bis zur Besserung ihres Lebens durch das Amt der Schlüssel auszuschließen.


83. Was ist das Amt der Schlüssel?


Die Predigt des heiligen Evangeliums und die christliche Bußzucht, durch die

das Himmelreich den Gläubigen aufgeschlossen und den Ungläubigen zuge-schlossen wird.


84. Wie wird das Himmelreich durch die Predigt des heiligen Evangeliums auf- und zugeschlossen?


Dadurch, daß nach dem Befehl Christi allen und jeden Gläubigen verkündigt und öffentlich bezeugt wird, daß ihnen, so oft sie die Verheißung des Evangeliums mit wahrem Glauben annehmen, wahrhaftig alle ihre Sünden von Gott um des Ver-dienstes Christi willen vergeben sind; auf der anderen Seite allen Ungläubigen und Heuchlern, daß der Zorn Gottes und die ewige Verdammnis auf ihnen liegt, so lange sie sich nicht bekehren; nach dem Zeugnis des Evangeliums will Gott über beide in diesem und dem zukünftigen Leben urteilen.  


85. Wie wird das Himmelreich zu- und aufgeschlossen durch die christliche Buß-zucht?


Dadurch, daß nach dem Befehl Christi diejenigen, die unter dem christlichen Namen unchristliche Lehre oder Wandel führen, nachdem sie etlichemale brüder-lich ermahnt sind und von ihren Irrtümern und Lastern nicht abstehen, der Kirche oder denen, die von der Kirche dazu verordnet sind, angezeigt, und wenn sie sich um diese Ermahnung auch nicht kehren, von ihnen durch Verbot der heiligen Sakramente aus der christlichen Gemeinde und von Gott selbst aus dem Reich Christi ausgeschlossen werden; sie werden wieder als Glieder Christi und der Kirche angenommen, wenn sie wahre Besserung verheißen und zeigen.


Von der Dankbarkeit


86. Wenn wir aus unserem Elend ohne all unsere Verdienst aus Gnade durch Christus erlöst sind, warum sollen wir gute Werke tun?


Weil Christus, nachdem er uns mit seinem Blut erkauft hat, uns auch durch seinen heiligen Geist erneuert zu seinem Ebenbild, damit wir mit unserem gan-zen Leben uns dankbar gegen Gott für seine Wohltat erzeigen und er durch uns gepriesen werde. Aber auch, damit wir bei uns selbst unseres Glaubens aus seinen Früchten gewiß seien und mit unserem gottseligen Wandel unseren Nächsten auch für Christus gewinnen.


87. Können denn die nicht selig werden, die sich von ihrem undankbaren, unbuß-fertigen Wandel zu Gott nicht bekehren?


Keineswegs; denn die Schrift sagt: Kein Unkeuscher, Abgöttischer, Ehebrecher, Dieb, Geiziger, Trunkenbold, Lästerer, Räuber und dergleichen wird das Reich Gottes ererben.


88. In wieviel Stücken besteht die wahrhaftige Buße und Bekehrung des Men-schen?


In zwei Stücken: In der Absterbung des alten und Auferstehung des neuen Men-schen.


89. Was ist die Absterbung des alten Menschen?


Sich die Sünde von Herzen leid sein lassen und sie je länger je mehr hassen und fliehen.


90. Was ist die Auferstehung des neuen Menschen?


Herzliche Freude in Gott durch Christus und Lust und Liebe haben nach dem Willen Gottes in allen guten Werken zu leben.


91. Welches sind aber gute Werke?


Allein die aus wahrem Glauben nach dem Gesetz Gottes ihm zu Ehren gesche-hen, und nicht, die auf unser Gutdünken oder Menschensatzung gegründet sind.  


92. Wie lautet das Gesetz des Herrn?


Gott redete also diese Worte:

2 Mose 20,1-17


Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus dem Dienst-hause, geführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder des, das oben im Himmel, noch des, das unten auf Erden, oder des, das im Wasser unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht. Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifriger Gott, der da heimsucht der Väter Missetat an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied, die mich hassen; und tue Barmherzigkeit an vielen Tausenden, die mich liebhaben und meine Gebote halten. Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht. Gedenke des Sabbattags, daß Du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle dein Dinge beschicken; aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun noch dein Sohn noch deine Tochter noch dein Knecht noch deine Magd noch dein Vieh noch dein Fremdling, der in deinen Toren ist. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest in dem Lande, daß dir der HERR, dein Gott, gibt. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Hauses. Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes, noch seines Knechtes noch seiner Magd, noch seines Ochsen noch seines Esels, noch alles, was dein Nächster hat.


93. Wie werden diese Gebote eingeteilt?


In zwei Tafeln, von denen die erste in vier Geboten lehrt, wie wir uns gegen Gott verhalten sollen; die andere lehrt in sechs Geboten, was wir unserem Nächsten schuldig sind.


94. Was fordert der Herr im ersten Gebot?


Daß ich bei Verlust meines Seelenheils und meiner Seligkeit alle Abgötterei, Zauberei, abergläubische Segen, Anrufung der Heiligen oder anderer Kreaturen meiden und fliehen soll, und den einigen, wahren Gott recht erkennen, ihm allein vertrauen, in aller Demut und Geduld von ihm allein alles Gute erwarten und ihn von ganzem Herzen lieben, fürchten und ehren soll, so daß ich eher alle Krea-turen preisgebe, als in dem Geringsten wider seinen Willen handele.


95. Was ist Abgötterei?


Anstatt des einzigen, wahren Gottes, der sich in seinem Wort offenbart hat, oder neben ihn etwas anderes stellen oder haben, worauf der Mensch sein Vertrauen setzt.


96. Was will Gott im zweiten Gebot?


Daß wir Gott unter keinen Umständen abbilden noch auf irgend eine andere Weise, als er es in seinem Wort befohlen hat, verehren.


97. Soll man denn gar kein Bildnis machen?


Gott kann und soll keineswegs abgebildet werden; die Kreaturen aber dürfen abgebildet werden, doch verbietet Gott, die Bilder zu machen oder zu besitzen, damit man sie verehre oder ihm damit diene.


98. Mögen aber nicht die Bilder als der Laien Bücher in den Kirchen geduldet werden?


Nein; denn wir sollen nicht weiser sein als Gott, der seine Christenheit nicht durch stumme Götzen, sondern durch die lebendige Predigt seines Wortes unter-wiesen haben will.


99. Was will das dritte Gebot?


Daß wir nicht allein mit Fluchen oder mit falschen Eid, sondern auch mit un-nötigem Schwören den Namen Gottes nicht lästern oder mißbrauchen noch uns mit unserem Stillschweigen und Zusehen solcher schrecklichen Sünden teilhaftig machen; und in Summa, daß wir den heiligen Namen Gottes nicht anders als mit Furcht und Ehrerbietung gebrauchen, damit er von uns recht bekannt, angerufen und in allen unseren Worten und Werken gepriesen werde.


100. Ist denn mit Schwören und Fluchen Gottes Namen lästern eine so schwere Sünde, daß Gott auch über die zürnt, die, soviel an ihnen ist, dieselbe nicht wehren und verbieten?


Ja freilich, denn keine Sünde ist größer noch Gott heftiger erzürnt, als die Lästerung seines Namens; darum hat er auch befohlen, sie mit dem Tode zu strafen.


101. Darf man aber gottselig bei dem Namen Gottes einen Eid schwören?


Ja, wenn es die Obrigkeit von ihren Untertanen oder sonst die Not erfordert, Treue und Wahrheit zu Gottes Ehre und des Nächsten Heil dadurch zu erhalten und zu fördern. Denn solch ein Schwören ist in Gottes Wort begründet und des-halb von den Heiligen im alten und neuen Testament recht gebraucht worden.


102. Darf man auch bei den Heiligen oder anderen Kreaturen einen Eid schwö-ren?


Nein, denn ein rechtmäßiger Eid ist eine Anrufung Gottes, daß er, als der einzige Herzenskündiger, die Wahrheit bezeugen wolle und mich strafe, wenn ich falsch schwöre. Diese Ehre gebührt keiner Kreatur.  


103. Was will Gott im vierten Gebot?


Zum Ersten will Gott, daß das Predigtamt und die Schulen erhalten werden und ich besonders am Feiertage regelmäßig zur Gemeinde Gottes komme, um das Wort Gottes zu lernen, die heiligen Sakramente zu gebrauchen, den Herrn öffentlich anzurufen und das christliche Almosen zu geben. Zum Zweiten will er, daß ich alle Tage meines Lebens von meinen bösen Werken feiere, den Herrn durch seinen Geist in mir wirken lasse und so den ewigen Sabbat in diesem Le-ben anfange.


104. Was will Gott im fünften Gebot?


Daß ich meinem Vater und meiner Mutter und allen, die mir vorgesetzt sind, alle Ehre, Liebe und Treue beweise und mich aller guten Lehre und Strafe mit ge-bührendem Gehorsam unterwerfe und auch mit ihren Gebrechen Geduld habe, weil uns Gott durch ihre Hand regieren will.


105. Was will Gott im sechsten Gebot?


Daß ich meinen Nächsten weder mit Gedanken noch mit Worten oder Gebärden, viel weniger mit der Tat durch mich selbst oder andere schmähen, hassen, be-leidigen oder töten soll, sondern alle Rachsucht ablege. Zum anderen verlangt dieses Gebot, daß ich mich nicht selbst verletzen oder mutwillig in Gefahr bege-ben soll. Deshalb hat auch die Obrigkeit das Schwert, um dem Totschlag zu wehren.


106. Redet dieses Gebot allein vom Töten?


Nein, sondern Gott will uns durch das Verbot des Totschlags lehren, daß er die Wurzel des Totschlags, also Neid, Haß, Zorn, Rachgier haßt und daß dieses alles vor ihm ein heimlicher Totschlag ist.


107. Ist es aber genug, daß wir unseren Nächsten, wie verlangt, nicht töten?


Nein, denn dadurch, daß Gott Neid, Haß und Zorn verdammt, will er von uns haben, daß wir unseren Nächsten lieben wie uns selbst, gegen ihn Geduld, Friede, Sanftmut, Barmherzigkeit und Freundlichkeit zeigen, seinen Schaden, so weit es für uns möglich ist, abwenden und auch unseren Feinden Gutes tun.


108. Was will das siebente Gebot?


Daß alle Unkeuschheit von Gott verflucht ist, und daß wir ihr darum von Herzen feind seien und keusch und züchtig leben sollen, es sei im heiligen Ehestand oder als Ledige.


109. Verbietet Gott in diesem Gebot nichts mehr als Ehebruch und ähnliche Schandtaten?


Weil beide, unser Leib und unsere Seele, Tempel des heiligen Geistes sind, so will er, daß wir sie beide sauber und heilig bewahren; er verbietet deshalb alle unkeuschen Taten, Gebärden, Worte, Gedanken, Lust und was den Menschen dazu reizen mag.  


110. Was verbietet Gott im achten Gebot?


Er verbietet nicht allein den Diebstahl und Räuberei, die die Obrigkeit straft, sondern Gott nennt auch Diebstahl alle bösen Stücke und Anschläge, mit denen wir unseres Nächsten Gut an uns zu bringen gedenken, es sei mit Gewalt oder unter dem Deckmantel des Rechts, wie z.B. falschem Gewicht, Elle, Maß, Ware, Münze, Wucher oder durch irgendein Mittel, das von Gott verboten ist; dazu ver-bietet er auch allen Geiz und unnütze Verschwendung seiner Gaben.


111. Was gebietet dir aber Gott in diesem Gebot?


Daß ich den Nutzen meines Nächsten, wo ich kann, fördere, gegen ihn so hande-le, wie ich möchte, daß man an mir handelt, und treu arbeite, damit ich dem Be-dürftigen in seiner Not helfen kann.


112. Was will das neunte Gebot?


Daß ich wider niemand falsches Zeugnis gebe, niemandes Worte verkehre, kein Nachredner und Lästerer sei, niemand ungehört und leicht verdammen helfe, sondern alle Lüge und Betrug als eigene Werke des Teufels bei schwerem Gotteszorn vermeide, in Gerichts- und allen anderen Handlungen die Wahrheit liebe, aufrichtig sage und bekenne sowie meines Nächsten Ehre und Ruf nach meinem Vermögen rette und fördere.


113. Was will das zehnte Gebot?


Daß auch die geringste Lust oder Gedanken wider irgend ein Gebot Gottes unter keinen Umständen in unser Herz kommen soll, sondern wir für und für von gan-zem Herzen aller Sünde feind sind und Lust zu aller Gerechtigkeit haben.


114. Können aber die, die zu Gott bekehrt sind, die Gebote vollkommen halten?


Nein, sondern es haben auch die Allerheiligsten, so lange sie in diesem Leben sind, nur einen geringen Anfang dieses Gehorsams; doch es soll so sein, daß sie mit ernsten Vorsatz nicht allein nach einigen, sondern nach allen Geboten Gottes anfangen zu leben.


115. Warum läßt uns denn Gott so scharf die zehn Gebote predigen, wenn sie in diesem Leben niemand halten kann?


Erstens, damit wir unser ganzes Leben lang unsere sündige Art immer mehr er-kennen und um so begieriger die Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit in Christus suchen. Zum anderen, damit wir uns ohne Unterlaß befleißigen und Gott bitten, er möge die Gnade des heiligen Geistes geben, damit wir mehr und mehr zu dem Ebenbild Gottes erneuert werden, bis wir das Ziel der Vollkommenheit nach diesem Leben erreichen.  


Vom Gebet


116. Warum ist das Gebet für den Christen nötig?


Weil es das vornehmste Stück der Dankbarkeit ist, welche Gott von uns fordert, und weil Gott seine Gnade und heiligen Geist allein denen geben will, die ihn mit herzlichem Seufzen ohne Unterlaß darum bitten und ihm dafür danken.


117. Was gehört zu einem solchen Gebet, das Gott gefällt und von ihm erhört wird?


Erstens, daß wir allein den einzigen, wahren Gott, der sich uns in seinem Wort geoffenbart hat, um alles, was er uns zu bitten befohlen hat, von Herzen anrufen; zum anderen, daß wir unsere Not und unser Elend recht gründlich erkennen, um uns vor dem Angesicht seiner Majestät zu demütigen; zum dritten, daß wir diesen festen Grund haben, daß er unser Gebet, unbeachtet dessen, daß wir unwürdig sind, doch um des Herrn Christi willen sicher erhören will, wie er uns in seinem Wort verheißen hat.


118. Was hat uns Gott befohlen, von ihm zu bitten?


Alle geistliche und leibliche Notdurft, die der Herr Christus in dem Gebet, das er uns selbst gelehrt hat, zusammengefaßt hat.


119. Wie lautet dieses Gebet?


Unser Vater, der du bist in den Himmeln! Geheiliget werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel. Unser täglich Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.


120. Warum hat uns Christus befohlen, Gott so anzureden: Unser Vater?


Damit er gleich im Anfang unseres Gebetes in uns die kindliche Furcht und Zu-versicht gegen Gott erwecke, nämlich daß Gott unser Vater durch Christus ge-worden ist und uns deshalb viel weniger verweigere, worum wir ihn im Glauben bitten, als unsere Väter uns irdische Dinge verweigern.


121. Warum wird hinzugefügt: Der du bist in den Himmeln?


Damit wir von der himmlischen Majestät Gottes nicht irdisch denken und von seiner Allmacht alle Notdurft des Leibes und der Seele erwarten.  


122. Was ist die erste Bitte?


Geheiligt werde dein Name.

Das heißt: Gib uns, daß wir dich recht erkennen und dich in allen deinen Werken, in denen deine Allmacht, Weisheit, Güte, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Wahrheit leuchten, heiligen, rühmen und preisen. Gib uns auch, daß wir unser ganzes Leben, Gedanken, Worte und Werke danach ausrichten, daß dein Name um unseretwillen nicht gelästert, sondern geehrt und gepriesen werde.


123. Was ist die zweite Bitte?


Zu uns komme dein Reich.

Das heißt: Regiere uns durch dein Wort und deinen Geist, damit wir uns dir je länger je mehr unterwerfen; erhalte und mehre deine Kirche und zerstöre die Werke des Teufels und alle Gewalt, die sich wider dich erhebt, und alle bösen Ratschläge, die wider dein heiliges Wort erdacht werden, bis die Vollkommenheit deines Reiches herzukomme, in dem du alles in allen sein wirst.


124. Was ist die dritte Bitte?


Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.

Das heißt: Verleihe, daß wir und alle Menschen unserem eigenen Willen absa-gen und deinem allein guten Willen ohne alles Widersprechen gehorchen, damit jedermann sein Amt und seinen Beruf so willig und treu ausrichte wie die Engel im Himmel. Auf wen beziehen sich die ersten drei Bitten? Sie beziehen sich auf Gott und seine Verherrlichung.


125. Was ist die vierte Bitte?


Unser tägliches Brot gib uns heute.

Das heißt: Du willst uns mit aller leiblichen Notdurft versorgen, damit wir dadurch erkennen, daß du der einzige Ursprung alles Guten bist und daß ohne deinen Segen weder unsere Sorgen und Arbeit noch deine Gaben gedeihen, und damit wir deshalb unser Vertrauen von allen Kreaturen abziehen und allein auf dich setzen. Auf wen beziehen sich die letzten drei Bitten? Sie beziehen sich auf uns, das ist, unsere Notdurft an Leib und Seele.


126. Was ist die fünfte Bitte?


Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Das ist: Du mögest uns armen Sündern alle unsere Missetat, auch das Böse, das uns noch immer anhängt, um des Blutes Christi willen nicht zurechnen, wie wir ja auch das Zeugnis deiner Gnade in uns finden, damit unser ganzer Vorsatz ist, unserem Nächsten von Herzen zu verzeihen.  


127. Was ist die sechste Bitte?


Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse und von dem Bösen.

Das heißt: Weil wir aus uns selbst so schwach sind, daß wir nicht einen Augen-blick bestehen können, und dazu unsere abgesagten Feinde, der Teufel, die Welt und unser eigenes Fleisch nicht aufhören, uns anzufechten, mögest du uns erhalten und stärken durch die Kraft deines heiligen Geistes, damit wir ihnen festen Widerstand leisten und in diesem geistlichen Streit nicht unterliegen, bis wir endlich den vollkommenen Sieg erreichen.


128. Wie beendest du dies Gebet?


Denn dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Das heißt: Dies alles bitten wir von dir, da du, als unser König und aller Dinge mächtig, uns alles Gute geben willst und kannst, und daß dadurch nicht wir, sondern dein heiliger Name ewig gepriesen werden soll.


129. Was bedeutet das Wörtlein Amen?


Amen heißt, das soll wahr und gewiß sein. Denn mein Gebet ist viel gewisser von Gott erhört, als ich in meinem Herzen fühle, daß ich solches von ihm begehre.