4. Vom Worte Gottes.


LEHRER:

Die von uns gemachte Anordnung fordert, dass wir jetzt von dem vierten Teil der Gottesverehrung handeln.

SCHÜLER:

Dieser besteht, wie wir gesagt haben, darin, dass wir Gott erkennen als den Urheber aller Güter, und seine Güte, Gerechtigkeit, Weisheit und Macht mit Lob und Dank verehren, damit der Preis für alle Güter ihm gezollt werde.

LEHRER:

Hat er uns keine Vorschrift darüber gegeben?

SCHÜLER:

Alles, was die Schrift von seinem Lobe enthält, muss uns als Vorschrift dienen.

LEHRER:

Enthält das Gebet des Herrn nichts, was sich darauf bezieht?

SCHÜLER:

Allerdings. Wenn wir wünschen, dass sein Name geheiligt werde, so wünschen wir, dass alle seine Werke verherrlicht werden, dass er, wenn er den Sündern verzeiht, in seiner Barmherzigkeit, wenn er Rache übt, in seiner Gerechtigkeit, wenn er seine Verheißungen an den Seinen erfüllt, in seiner Wahrhaftigkeit er-kannt werde, endlich, dass Alles, was wir von seinen Werken erblicken, uns zu seiner Ehre erwecke. Das aber heißt, ihn für alles Gute preisen.

LEHRER:

Was sollen wir denn nun schließen aus dem Allen, was wir bis dahin erwogen haben?

SCHÜLER:

Das, was die Wahrheit selbst lehrt, und was ich Anfangs berührt habe, „das sei das ewige Leben, dass wir den allein wahren Gott als Vater erkennen, und den er gesandt hat, Jesum Christum“, ihn erkennen, damit wir ihm die gebührende Ehre erweisen, damit er nicht nur unser Herr sei, sondern auch unser Vater und Hei-land, und wir hingegen seine Kinder und seine Knechte seien, und unser Leben seiner Verherrlichung weihen.

LEHRER:

Wie gelangt man zu solch einem Gut?

SCHÜLER:

Zu diesem Zweck hat er uns sein heiliges Wort gegeben. Denn dies ist eine geistige Lehre, gleichsam eine Tür, durch welche wir in sein himmlisches Reich kommen.

LEHRER:

Wo haben wir dies Wort zu suchen?

SCHÜLER:

In der heiligen Schrift, in der es enthalten ist.

LEHRER:

Wie muss man es gebrauchen, um Nutzen davon zu haben?

SCHÜLER:

Wenn wir es mit fester Überzeugung des Herzens aufnehmen, nicht anders als eine sichere, vom Himmel gekommene Wahrheit, wenn wir gelehrig gegen das-selbe sind, wenn wir Herz und Willen demselben unterwerfen, wenn wir es von Herzen lieben, wenn es unserm Gemüte eingeprägt ist und Wurzel darin schlägt, so dass die Frucht im Leben sichtbar wird, wenn wir uns endlich nach seiner Vorschrift bilden, dann wird es uns, seiner Bestimmung gemäß, zum Heil dienen.

LEHRER:

Steht das Alles in unsrer Macht?

SCHÜLER:

Nichts von dem Allen, sondern was ich erwähnt habe, kann nur Gott durch die Gnade seines Geistes in uns wirken.

LEHRER:

Aber müssen wir nicht dennoch Fleiß anwenden? Müssen wir nicht mit dem größten Eifer, durch Lesen, Hören, Nachdenken dahin zu kommen streben?

SCHÜLER:

Allerdings. Es soll sich nicht nur ein Jeder für sich durch tägliches Lesen üben, sondern Alle sollen auch fleißig den Predigten beiwohnen, in denen die Heils-wahrheiten vor der Versammlung der Gläubigen erklärt werden.

LEHRER:

Behauptest du also, es sei nicht genug, wenn man allein zu Hause liest, ohne dass Alle zugleich sich versammeln, dieselbe Lehre verkündigen zu hören?

SCHÜLER:

Diese Zusammenkünfte sind notwendig, wenn sie möglich sind, dass heißt, wenn es erlaubt ist.

LEHRER:

Kannst du mir das beweisen?

SCHÜLER:

Als Beweis muss der Wille des Herrn hinreichend sein. Diese Ordnung hat er seiner Kirche vorgeschrieben, nicht, dass zwei oder drei sie beobachten, sondern Alle gemeinschaftlich sich danach richten. Überdies erklärt er, dies sei die einzige Art und Weise, seine Kirche zu bauen und zu erhalten. Es sei uns daher eine heilige und unverletzliche Vorschrift, und Niemand darf sich erlauben, klüger sein zu wollen, als der Lehrer.

LEHRER:

Ist es also notwendig, dass die Kirche Geistliche habe?

SCHÜLER:

Allerdings, und dass man sie höre, und wenn sie die Lehre Christi vortragen, sie aus ihrem Munde mit wahrer Ehrfurcht vernehme. Wer sie verachtet, und sich weigert, sie zu hören, der verachtet Christum, und trennt sich von der Gemein-schaft der Gläubigen.

LEHRER:

Reicht es aber hin, dass ein Christ ein Mal von seinem Pastor unterrichtet ist, oder muss auf diesem Wege sein ganzes Leben fortgehen?

SCHÜLER:

Anfangen ist wenig ohne Beharrlichkeit. Wir müssen Christi Schüler sein bis an das Ende, oder vielmehr ohne Ende. Dies Geschäft aber hat er den Dienern der Kirche aufgetragen, dass sie uns an seiner Statt und in seinem Namen unter-weisen sollen.


- Fortsetzung -