Theologische Impulse R

 

RACHE

 

Ein Christ muss die Gnade, von der er lebt, auch anderen gönnen – und in diesem Sinne für seine Feinde beten. Doch wenn Gott entscheidet, Böses zu vergelten, ist das allemal besser als endlos fortgesetzte Bosheit. Besser ergeht Gnade vor Recht. Aber wenn ein Übeltäter keine Gnade will, geschieht ihm besser Recht, als dass gar nichts geschieht. Auch Vergebung im Sinne Jesu schließt nicht etwa die Duldung des Falschen mit ein, sondern schließt solche Duldung aus. Jesus erbarmt sich des Sünders, nicht der Sünde. Doch fluchen soll man niemandem. Denn Gottes Zorn brennt heiß genug – auch ohne dass wir ihn befeuern.

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„Das ist recht christlich, und dem Glauben gemäß, nicht sich selbst rächen, und wiederschelten, sondern es dem heimstellen, der da recht richtet, 1 Petr. 2,23. Da werden die bösen Mäuler von jeglichem unnützen Wort Rechenschaft geben müssen, Matth. 12,36. Darüber wird ihnen bange genug werden. Darum gebühret Gott die Rache, 5 Mos. 32,35. denn er kann es am besten, er weiß einem jeden recht zu vergelten.“ (Johann Arndt)

 

Rang

Das ist ein Jagen auf dieser Erden

nach Rang und Würden und gleißendem Schein.

Im hitzigen Fieber, etwas zu werden,

versäumen die Toren, etwas zu sein. Oskar Blumenthal

 

Ratschläge, Rat

Wenn die Leiter umgefallen ist, weiß jeder, wie sie hätte hängen sollen. Bauernweisheit

 

Beratschlagt euch mit den Frauen und tut das Gegenteil. Muhammad

 

Greise geben gerne gute Ratschläge, um sich damit zu trösten, dass sie kein böses Beispiel mehr geben können. Rochefoucauld

 

Mit nichts ist man so freigebig wie mit Ratschlägen. Rochefoucauld

 

Konfuzius sprach: „Geht man unterschiedliche Wege, dann kann man einander keine Ratschläge geben.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Man kann Ratschläge geben, aber nicht den Verstand, sie zu befolgen. Rochefoucauld

 

Wenn ein Mensch plötzlich krank wird, eilen sogleich die Wohlwollenden zu Hilfe; bekämen sie alle zusammen Erlaubnis, ihre Ratschläge auszuführen, so wäre wohl der Tod des Kranken sicher. Sören Kierkegaard

 

Wer einem Kranken seine Ratschläge gibt, erwirbt sich ein Gefühl von Überlegenheit über ihn, sei es, dass sie angenommen oder dass sie verworfen werden. Deshalb hassen reizbare und stolze Kranke die Ratgeber noch mehr als ihre Krankheiten. Friedrich Nietzsche

 

Man fragt den andern meistens um Rat, nicht weil man nicht weiß, was man tun soll, sondern weil man es eben weiß, aber ungern tut und vom Ratgeber eine Hülfe für die leidende Neigung erwartet. Jean Paul

 

Mancher Mann gibt guten Rat, der für sich selber keinen hat. Bauernweisheit

 

In die einsame, stille, freie Gottheit trage deinen un­nützen, hässlichen Seelengrund, der überwachsen ist mit Unkraut, ledig alles Guten, und voll der wilden Tiere. Gott entgegen trage deine Finsternis, die allen Lichtes entbehrt, und lass ihn dich erleuchten. Johannes Tauler

 

Rätsel

Die Rätsel Gottes sind befriedigender als die Lösungen der Menschen. G. K. Chesterton

 

Ohne die jenseitige Welt ist die diesseitige Welt ein trostloses Rätsel. Johan August Strindberg

 

REALPRÄSENZ

Beim Abendmahl empfangen wir in und mit dem Brot und dem Wein zugleich Christi Leib und Blut, d.h. wir empfangen ihn selbst und das Heil, das er durch sein Leben, Sterben und Auferstehen für uns erworben hat. Wie Christus dabei Gastgeber und Speise zugleich sein kann, werden wir nie restlos verstehen. Dass er es aber ist, ist wunderbar: Christus legt all seine heilvolle Macht in dieses Mahl hinein, damit sie auf uns übergeht und uns mit ihm und untereinander zu engster Gemeinschaft verbindet.

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RECHENSCHAFT VOM GLAUBEN

Theologie gibt Rechenschaft vom Glauben nach „außen“ hin, indem sie sich erklärend und argumentierend den kritischen Fragen der Nicht-Gläubigen stellt. Und sie verantwortet den Glauben genauso nach „innen“, indem sie den Gläubigen hilft, sich ihrer Glaubensgrundlagen immer wieder zu vergewissern. Um diese Aufgaben zu erfüllen, muss Theologie (1.) „schriftgemäß“ sein, (2.) „zeitbezogen“ und (3.) „widerspruchsfrei“. Geht sie aber fehl und verrennt sich, so hilft nur eine Rückkehr zu den neutestamentlichen Quellen, wie sie schon die Reformatoren vollzogen haben.

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Recht

Das Recht hat die merkwürdige Eigenschaft, dass man es behalten kann, ohne es zu haben. Joseph Unger

 

Es darf nicht jeder das tun, worin er Recht hat, sondern er muss darauf sehen, was seinem Bruder nützlich und förderlich ist. Martin Luther

 

Glückliche Menschen bessern sich kaum. Sie glauben sich immer im Recht, weil das Schicksal ihr schlechtes Verhalten zu rechtfertigen scheint. Rochefoucauld

 

Lerne fühlen, dass du durch die Schuld, die auf dir liegt, kein anderes Recht erworben hast, als zur Verantwortung gezogen zu werden. Thomas von Kempen

 

Wer das Falsche verteidigen will, hat alle Ursache, leise aufzutreten und sich zu einer feinen Lebensart zu bekennen. Wer das Recht auf seiner Seite fühlt, muss derb auftreten: ein höfliches Recht will gar nichts heißen. Goethe

 

Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, obwohl alle zum Rechthaben. Arthur Schopenhauer

 

RECHTFERTIGUNG

1.

Gottes Reich bleibt uns verschlossen, wenn wir aufgrund eigener Leistungen oder Qualitäten Einlass begehren, denn nichts von dem, was wir sind oder haben kann vor Gottes Augen bestehen. Doch wenn wir durch den Glauben Christus angehören, so legt Christus uns seine Gerechtigkeit wie einen Mantel um die Schultern, bedeckt damit unsere Schande, leiht uns seine Identität und rettet uns dadurch, denn dann hält uns Gott zugute, was (nicht wir, sondern) Christus für uns getan hat.

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2.

Die Bibel misst dem Glauben so große Bedeutung bei, weil er den Gläubigen und den, an den geglaubt wird, zu einer Einheit verbindet. Alles, was der Gläubige begangen hat, wird Christus zu Eigen. Alles aber, was Christus besitzt und vollbringt, wird dem Gläubigen zu Eigen. Wie bei einem armen Mädchen, das einen reichen Prinzen heiratet, ist diese Gütergemeinschaft für den Menschen höchst vorteilhaft: Er überlässt Christus seine Vergänglichkeit und Schuld und empfängt dafür Christi Ewigkeit und Gerechtigkeit.

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3.

Gute Werke sind nicht weniger gefährlich als schlechte. Denn wenn der Mensch sich auch nur halbwegs „gut“ vorkommt, beginnt er unweigerlich, sich selbst zu gefallen. Und je besser er sich fühlt, desto weniger fragt er nach Gottes Gnade. Er baut lieber auf das, was er selbst leistet, als auf das, was Christus für ihn tut. Und die Folgen sind fatal. Denn wer sich für gut hält, sucht nicht nach der Gnade, die schlechte Menschen retten kann. Christus gerät ihm aus dem Blick. Und weil er die Gnade nicht hat, nach der er nicht greift, geht er dann verloren: Bevor man seine Sünde loswerden kann, muss man sie als Last empfinden! Und wenn einen vermeintlich gute Werke daran hindern, sind sie eben darum schädlich. 

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4.

Ob das Gesetz dem Evangelium vorausgeht oder ihm nachfolgt, hängt vom Standpunkt der Betrachtung ab: Der Sünder erfährt das Gesetz als verdammende Zwangsordnung, vor der er zum Evangelium hin flieht. Der Gerechtfertigte hingegen, der vom Evangelium herkommt, erlebt es als gute Lebensregel, die ihn in der Nachfolge leitet. Das Gesetz nimmt dabei verschiedene Gestalt an, obwohl es sich inhaltlich nicht ändert. Es muss aber in beiderlei Hinsicht gepredigt werden, weil ohne den Zusammenhang mit dem Gesetz auch das Evangelium nicht so verstanden werden kann, wie es im Neuen Testament gemeint ist.

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5.

Die guten Werke, die aus dem Glauben hervorgehen, sind in einer Hinsicht nicht notwendig und in einer anderen Hinsicht notwendig: (1. Satz) Nicht notwendig sind die Werke im Blick auf das Heil des Menschen, denn dafür sorgt Jesus Christus ganz allein. (2. Satz) Notwendig sind sie aber, insofern der Glaube gar nicht anders kann, als die Frucht guter Werke hervorzubringen. Beide Sätze sind richtig und wichtig! In Spannung treten sie aber nur, wenn man einen davon missversteht. 

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6.

Gott ist zweifach „gerecht“. Nämlich (1.) in dem vergeltenden Sinne, dass er nach Verdiensten lohnt und straft. Und (2.) im Sinne Heil schaffender und Heil schenkender Gemeinschaftstreue. Diese letztere Gerechtigkeit Gottes, die Sündern um Christi willen Gerechtigkeit zuspricht, ist nicht hoch genug zu loben! Sie setzt aber Gottes vergeltende Gerechtigkeit nicht für alle Sünder außer Kraft, sondern nur für die, die glaubend der Gnade teilhaftig werden. Vergeltungs- und Gnadenordnung existieren also nicht nacheinander, sondern nebeneinander.

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7.

Wer die Bedingungen seines Heils selbst gewährleisten will, nimmt diese Verantwortung Christus aus der Hand – und kann sie selbst nicht tragen. Darum ist es besser, diesbezüglich „arm“ zu sein – „reich“ aber nur durch die Teilhabe an Christus. Ich muss dann nicht Stärken simulieren, wo ich keine habe, sondern verweise auf Christus. Und da ich nichts Eigenes vorweise, beweise oder verteidige, kann’s mir auch keiner nehmen oder aus der Hand schlagen, sondern je ärmer man mich findet, umso klarer tritt zu Tage, dass mein Reichtum in Christus selbst besteht. Er ist des Christen Gerechtigkeit und Ruhm. Und jenseits dessen macht er keine Ansprüche geltend, ist also „in Christus hinein verschwunden“.

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8.

Eigentlich sollte man erwarten, dass ein Christ – mit Gottes Geist beschenkt – auch diesem Geist gemäß lebt. Doch tatsächlich sind Christen „Gerechte“ und „Sünder“ zugleich. „Gerechte“ sind sie nach Gottes Urteil, das ihnen dieselbe Gerechtigkeit zuerkennt wie Christus selbst, „Sünder“ sind sie aber ihrem eigenen Urteil und ihrem Verhalten nach. Denn die Gerechtigkeit eines Christen ist keine Eigenschaft seiner Person, sondern besteht ganz in der Nachsicht seines barmherzigen Gottes. Die Überbleibsel der Sünde bleiben trotzdem ein Ärgernis! Doch wo ein Christ nicht willentlich, sondern unwillentlich sündigt (aus Überforderung und mit sofortiger Reue), wird es ihn nicht gleich sein Seelenheil kosten. 

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„Hier ist wohl zu merken, dass diese drei Dinge, der Glaube, Christus und (Gottes) Annehmen oder Zurechnen (der Gerechtigkeit Christi) zusammen gehören. Der Glaube ergreift Christum und hat ihn gegenwärtig und hält ihn eingeschlossen, wie ein Ring einen Edelstein umfasst, und ein jeglicher, der erfunden wird, dass er Christum mit dieser Zuversicht im Herzen ergriffen habe, den rechnet Gott für gerecht. Dies ist die Weise und das Verdienst, dadurch wir zur Vergebung der Sünden und zur Gerechtigkeit gelangen. Weil du an mich glaubst, sagt Gott, und dein Glaube Christum ergreift, den ich dir geschenkt habe, damit er dein Mittler und Hoherpriester wäre, darum sollst du gerecht sein. Also Gott nimmt uns an oder rechnet uns für gerecht allein wegen des Glaubens an Christum etc., und dieses Annehmen oder Zurechnen ist sehr notwendig, erstens, weil wir noch nicht vollkommen gerecht sind, sondern uns in diesem Leben noch die Sünde im Fleische anhängt. Diese Sünde, welche im Fleische noch übrig ist, fegt Gott in uns aus. Zum andern werden wir bisweilen auch vom Heiligen Geiste verlassen, und fallen in Sünden, wie Petrus, David und andere Heilige. Doch haben wir immer wieder einen Zugang zu diesem Artikel, dass uns unsere Sünden bedeckt sind, und dass Gott sie uns nicht zurechnen wolle, Ps. 32,1.2. Röm. 4,7., nicht, dass keine Sünde mehr da sei (…), vielmehr, die Sünde ist wahrhaftig da, und die Gottseligen fühlen sie, aber sie ist verborgen und wird uns von Gott um Christi willen nicht zugerechnet; weil wir ihn im Glauben ergreifen, müssen alle Sünden nicht Sünden sein. Wo aber Christus und der Glaube nicht ist, da ist keine Vergebung der Sünden, kein Bedecken derselben, sondern nur Zurechnung und Verdammnis der Sünden.“ (Martin Luther)

 

„Die Rechtfertigung ist ein richterlicher Akt Gottes, da er den sündigen und daher der ewigen Strafe verfallenen Menschen ohne irgendein Verdienst desselben aus Gnaden und um Christi willen für gerecht erklärt.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Die Rechtfertigung ist das Werk Gottes, durch welches er den Sünder, welcher an Christum glaubt, aus bloßer Gnade oder umsonst von den Sünden freispricht, demselben Vergebung der Sünden schenkt, und die Gerechtigkeit Christi ihm so zurechnet, dass er völlig versöhnt und, in die Kindschaft aufgenommen, von der Schuld und Strafe der Sünde befreit ist, und die ewige Seligkeit erlangt.“ (Leonhard Hutter)

 

„Gott stellet den bußfertigen Menschen vor sein Gericht und nachdem er ihn der Sünde überwiesen und der Strafe schuldig erkannt, rechtfertigt er ihn und vergibt ihm die Sünde aus Gnaden, weil er mit Glauben des Herrn Christi Verdienst hat angenommen, der für der Sünden Schuld und verdiente Strafe der göttlichen Gerechtigkeit hat genug getan.“ (Nikolaus Hunnius)

 

„Diejenigen, die Gott wirksam beruft, die rechtfertigt er auch aus Gnaden, nicht indem er sie mit Gerechtigkeit erfüllt, sondern dadurch, dass er ihre Sünden vergibt und ihre Personen als gerecht erachtet und sie annimmt, nicht wegen irgend etwas, was in ihnen bewirkt oder von ihnen getan worden ist, sondern um Christi willen allein. Weder der Glaube selbst, nämlich der Glaubensakt, noch irgendein anderer evangelischer Gehorsam (wie die Umkehr zu Christus), wird ihnen als Gerechtigkeit angerechnet. Vielmehr erfolgt die Rechtfertigung dadurch, dass ihnen die Gerechtigkeit und die Sühne Christi angerechnet wird, wobei sie sich auf ihn und seine Gerechtigkeit verlassen und diese durch den Glauben empfangen; solch einen Glauben haben sie jedoch nicht aus sich selbst – er ist ein Geschenk Gottes.“ (Westminster Bekenntnis)

 

„Die Wirkung des Glaubens ist die Rechtfertigung; darunter versteht man denjenigen Akt Gottes, durch welchen er das Strafurteil, welches über den Menschen um seiner Sünden willen verhängt ist, aufhebt, ihn also von seiner Schuld los und ihm das Verdienst Christi zuspricht (…). Dieser Akt tritt ein in dem Momente, in welchem der Mensch im Glauben das Verdienst Christi ergreift und kann mit Recht als actus forensis s. judicialis bezeichnet werden, weil Gott da, gleichsam wie im bürgerlichen Gericht, ein Urteil über den Menschen ausspricht, das diesem eine ganz andere Stellung, als er bisher hatte und ganz andere Rechte zuweist. Mit der Rechtfertigung wird aber in keiner Weise ein sittlicher Zustand, der sich in dem Menschen vorfindet, oder eine sittliche Umwandlung, welche mit ihm vorgegangen ist, beschrieben, sondern nur ein über den Menschen ausgesprochenes Urteil, durch welches sein Verhältnis zu Gott umgestaltet wird, und zwar in der Art, dass der Mensch sich jetzt als solchen betrachten kann, dessen Sünden getilgt sind, der sich um ihrerwillen nicht mehr vor Gott zu verantworten hat, der vielmehr vor Gott angenehm und als ein Gerechter erscheint, an dem Gott nichts mehr zu strafen, über den er nicht mehr zu zürnen Ursache hat. (…) Gott sieht von dem Momente an, in welchem bei dem Menschen der Glaube eintritt, alles das, was Christus geleistet hat, an, als hätte er, der Mensch es getan, und spricht so das Verdienst Christi dem Menschen zu, als wäre es dessen eigenes Verdienst. – Daraus ist zugleich ersichtlich, was wir als den Grund zu bezeichnen haben, auf welchem unsere Rechtfertigung ruht, und welches das Mittel ist, durch welches wir zu dieser Rechtfertigung gelangen können. Der Grund liegt allein in dem Verdienste Christi, denn dadurch sind unsere Sünden getilgt, und ist es Gott möglich geworden, uns wieder zu Gnaden anzunehmen. Das Mittel aber, durch welches wir zur Rechtfertigung gelangen, ist der Glaube.“ (Heinrich Schmid)

 

Ob des Menschen Wille in der Bekehrung und Rechtfertigung auch etwas dazu tue und wirke?

„Einer sprach zu D. Martin: Herr Doktor, etliche neue Theologi geben vor, der Heilige Geist wirke nicht in denen, die ihm widerstreben; sondern allein in denen, die da wollen und ihren Willen dazu geben, darum ist des Menschen Wille auch mit eine Ursache und Mitwirker des Glaubens. Daraus denn folget, dass nicht allein der Glaube gerecht macht, noch der Heilige Geist durch das Wort allein wirke, sondern unser Wille tut auch etwas dazu. Darauf antwortete D. M. Luther und sprach: Mitnichten, der Wille des Menschen wirkt und tut nichts überall dazu in seiner Bekehrung und Rechtfertigung. Non est efficiens causa Justificationis, sed materialis tantum, sondern leidet nur und ist die Materia, in welcher der Heilige Geist wirket (wie ein Töpfer aus dem Ton einen Topf macht), auch in denen, die da widerstreben und widerspenstig sind, wie in Paulo. Aber nachdem er (der Heilige Geist) in solchem widerstrebenden Willen gewirket hat, alsdann machet und schaffet er auch, dass der Wille mitwillige und gleich mit ihm übereinstimme. Dawider sagte jener: St. Pauli Exempel ist ein sonderlich Werk Gottes vor andern, da er ist bekehret worden, darum kann es nicht für eine gemeine Regel angezogen werden, dass es müsste mit andern allen auch also gehalten werden. Hierauf antwortete D. M. Luther: Gleichwie St. Paulus bekehret ist worden, also werden auch die andern allzumal bekehret: denn wir alle widerstreben Gott, aber der Heilige Geist ziehet uns Menschen, wenn er will, zu seiner Zeit...“

(Martin Luther, Walch 2, Bd. 22, Sp. 385-386)

 

Wittenberg. 8. April 1516. An Georg Spenlein, Augustiner in Memmingen.

„(...) Übrigens wünsche ich zu wissen, was deine Seele mache: ob sie denn nicht endlich, ihrer eigenen Gerechtigkeit überdrüssig, lerne in der Gerechtigkeit Christi wieder aufzuatmen und darauf zu vertrauen. Denn zu unserer Zeit geht die Anfechtung der Vermessenheit bei vielen stark im Schwange, und besonders bei denen, welche sich aus allen Kräften bemühen, gerecht und gut zu sein; indem sie die Gerechtigkeit Gottes nicht kennen, welche uns in Christo aufs reichlichste und umsonst geschenkt ist, suchen sie durch sich selbst so lange gute Werke zu tun, bis dass sie die Zuversicht haben, vor Gott bestehen zu können, gleichsam mit ihren Tugenden und Verdiensten geschmückt, was doch unmöglich geschehen kann. Du bist bei uns in dieser Meinung, vielmehr Irrtum, gewesen; auch ich bin es gewesen, aber auch noch jetzt kämpfe ich gegen diesen Irrtum, habe ihn aber noch nicht überwunden. Daher, mein teurer Bruder, lerne Christum, und zwar den Gekreuzigten, lerne ihm zu singen und an dir selbst zu verzweifeln und zu ihm zu sprechen: Du, Herr Jesu, bist meine Gerechtigkeit, ich aber bin deine Sünde; du hast das, was mein ist, auf dich genommen, und mir gegeben, was dein ist; du hast angenommen, was du nicht warst, und mir gegeben, was ich nicht war. Hüte dich, dass du nicht einmal nach einer so großen Reinheit trachtest, dass du dir nicht als ein Sünder erscheinen, ja, nicht sein willst. Denn Christus wohnt nur in Sündern. Denn deshalb ist er vom Himmel herniedergestiegen, wo er in Gerechten wohnte, damit er auch in den Sündern wohnen möchte. Diese seine Liebe erwäge immer wieder bei dir, und du wirst seinen überaus süßen Trost sehen. Denn wenn wir durch unsere Bemühungen und Trübsale zur Ruhe des Gewissens kommen müssten: wozu wäre er denn gestorben? Deshalb wirst du nur in ihm, durch völlige Verzweiflung an dir und deinen Werken, Frieden finden. Überdies wirst du von ihm lernen, dass er, gleichwie er selbst dich angenommen hat, auch deine Sünden zu den seinen gemacht hat, und seine Gerechtigkeit zu der deinigen. Wenn du dies festiglich glaubst, wie du schuldig bist (denn verflucht ist, wer das nicht glaubt), so nimm auch du deine ungezügelten und noch irrenden Brüder auf, und trage sie geduldig, und mache aus ihren Sünden die deinigen, und wenn du etwas Gutes hast, lass es das Ihre sein, wie der Apostel lehrt: „Nehmet euch untereinander auf, gleichwie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe“; und wiederum: „Seid also gesinnet, wie Jesus Christus auch war; welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, äußerte sich selbst“ etc. So auch du, wenn du dir besser zu sein scheinst, halte es nicht für einen Raub, als ob du es allein wärest, sondern entäußere dich selbst und vergiss, von welcher Beschaffenheit du bist, und sei wie einer von ihnen, dass du sie tragest. Denn unselig ist die Gerechtigkeit eines solchen Menschen, der andere, als wären sie im Vergleich zu ihm schlechter, nicht tragen will, und auf Flucht und Verlassen bedacht ist, während er ihnen mit Geduld und Gebet und Exempel augenblicklich helfen sollte: das heißt das Pfund des Herrn vergraben, und den Mitknechten das nicht zukommen lassen, was ihnen gebührt. Darum, wenn du eine Lilie und eine Rose Christi bist, so sollst du wissen, dass dein Wandel unter Dornen sein wird; nur siehe zu, dass du nicht durch Ungeduld und frevelhaftes Urteil oder verborgene Hoffart ein Dorn werdest. Die Herrschaft Christi ist mitten unter seinen Feinden, wie der Psalm sagt. Was erdichtest du denn, dass du mitten unter Freunden sein willst? Daher suche alles, was dir mangelt, auf deinen Knien bittend von dem Herrn Jesu. Er wird dich alles lehren; fasse nur das ins Auge, was er für dich und alle getan hat, damit auch du lernest, was du für andere tun sollest. Wenn er nur für die Guten und für Freunde hätte sterben wollen, Lieber, für welche Leute wäre er dann gestorben, oder für welche hätte er gelebt? In solcher Weise handele, mein Bruder, und bete für mich, und der Herr sei mit dir. Gehab dich wohl in dem Herrn. Aus Wittenberg, am Dienstag nach Misericordias Domini 1516. Dein Bruder Martin Luther, Augustiner.“

(Walch, 2. Aufl. Bd. 21,1 Sp. 19)

 

Reden

Für eine gelungene Rede gebrauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge. Arthur Schopenhauer

 

Jeder kann mal Unsinn reden. Schlecht ist nur, wenn er es feierlich tut. Montaigne

 

Konfuzius sprach: „Triffst du einen Menschen, mit dem zu reden sich lohnt, und du redest nicht mit ihm, so hast du einen Menschen verfehlt. Triffst du einen Menschen, mit dem zu reden sich nicht lohnt, und du redest mit ihm, so hast du deine Worte vergeudet. Der Weise verfehlt weder einen Menschen, noch vergeudet er seine Worte.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Lerne zuhören, und Du wirst auch von denjenigen Nutzen ziehen, die dummes Zeug reden. Platon

 

Man kann nämlich auf zweierlei Weise schweigen, man kann bumsstille schweigen, aber so ist das Schweigen ver­dächtig, oder man kann von allem möglichen andern re­den, so gibt es ja keinen, der darauf fallen kann, dass man schweige. Sören Kierkegaard

 

Neugier ist nur Eitelkeit. Meistens will man etwas nur wissen, um darüber reden zu können, andernfalls würde man nicht über das Meer fahren, wenn man nichts davon erzählen möchte und es aus bloßer Schau­lust täte, ohne die Hoffnung, jemals davon etwas mit­teilen zu können. Blaise Pascal

 

Seht, dies sollt ihr fürwahr wissen: Will jemand anders in dem Tempel, das ist in der Seele, reden als Jesus allein, so schweigt Jesus, als sei er nicht daheim, und er ist auch nicht daheim in der Seele, denn sie hat fremde Gäste, mit denen sie redet. Soll aber Jesus in der Seele reden, so muss sie allein sein und muss selbst schweigen, wenn sie Jesus reden hören soll. Meister Eckhart

 

Warum Gott den Menschen zuletzt erschaffen hat? Damit er ihm bei der Schöpfung nicht dreinreden konnte. Gorch Fock

 

Wenn jemand schlecht über Dich redet, dann lebe so, dass niemand es glaubt. Unbekannt

 

Wie höflich ist die Bibel. Wenn du schweigst, so redet sie und wenn du redest, schweigt sie. Hermann Oeser

 

Redlich

Du bist ein Held in Worten; aber redlich fand ich keinen noch, der blendend über alles sprach. Sophokles

 

Redlichkeit ist die Tugend, gut zu sein, ohne beobachtet zu werden. Unbekannt

 

REDLICHKEIT, AUFRICHTIGKEIT

Alles kann man verlieren, aber den Willen muss man sich bewahren, Gott gegenüber redlich und wahrhaftig zu bleiben. Nicht so, als ob man je eine der Wahrheit Gottes entsprechende Haltung einnehmen könnte, aber doch so, dass man diese Haltung einzunehmen wünschte, wenn man’s denn könnte – damit, wenn von der eigenen Person auch sonst nichts bliebe, doch dieser Wunsch übrig bliebe, nicht aus der Gemeinschaft mit Gott herauszufallen. Wer sich in diesem Punkt Lauterkeit bewahrt, für den ist jeder andere Schaden durch Gottes Gnade heilbar. 

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REFORMATIONSTAG

Gute Werke sind nicht weniger gefährlich als schlechte. Denn wenn der Mensch sich auch nur halbwegs „gut“ vorkommt, beginnt er unweigerlich, sich selbst zu gefallen. Und je besser er sich fühlt, desto weniger fragt er nach Gottes Gnade. Er baut lieber auf das, was er selbst leistet, als auf das, was Christus für ihn tut. Und die Folgen sind fatal. Denn wer sich für gut hält, sucht nicht nach der Gnade, die schlechte Menschen retten kann. Christus gerät ihm aus dem Blick. Und weil er die Gnade nicht hat, nach der er nicht greift, geht er dann verloren: Bevor man seine Sünde loswerden kann, muss man sie als Last empfinden! Und wenn einen vermeintlich gute Werke daran hindern, sind sie eben darum schädlich. 

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Regierung

Eine Regierung ohne Gott ist im besten Falle eine einigermaßen gut organisierte Räuberbande. Augustin

 

REICH GOTTES

1.

Das Reich Gottes ist die versöhnte Gemeinschaft mit ihm, die verborgen im Glauben beginnt, die Gestalt gewinnt, wo man im Namen Christi zusammenkommt, und die sich einst sichtbar vollenden wird am Jüngsten Tag. Weil Christen davon schon gekostet haben, will ihnen die alte Welt nicht mehr schmecken, sondern sie wünschen, dass dies Schlechte schleunigst dem Besseren weichen möge. Sie distanzieren sich von der Welt, die vergeht, wenden sich dem Reich zu, dass mit Christus kommt – und schießen ihr Herz wie einen Pfeil in Gottes Zukunft hinein. 

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2.

Ins Zentrum seiner Verkündigung hat Jesus das Reich Gottes gestellt. Er predigt vom Reich, weil es nahe herbei gekommen ist. Er erzählt davon in höchst dynamischen Gleichnissen. Und er fordert von seinen Jüngern, für das Kommende radikal offen und bereit zu sein. Jesus knüpft die Nähe des Reiches unmittelbar an seine Person. Seine Wunder machen anschaulich, welche Freiheit damit anbricht. Die Bergpredigt zieht die ethischen Konsequenzen. Und auch das Kreuz Christi ist direkt auf das Reich bezogen, weil es Sündern den Zugang ermöglicht.

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3.

Sinn und Nutzen eines Gottesdienstes liegen nicht darin, dass er die Gemeinschaft, die Kunst oder das Brauchtum pflegt, dass er bildet, unterhält oder therapiert. Vielmehr steht im Mittelpunkt die durch Wort und Sakrament vermittelte heilvolle Gegenwart Gottes. Die gottesdienstliche Erfahrung dieser Gegenwart, das Stehen vor Gottes Angesicht, ist zu nichts „nütze“ und muss es auch nicht sein: Die Gemeinschaft mit dem Herrn, dieser Vorgeschmack auf Gottes Reich, hat seinen Wert in sich selbst.

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4.

Im Allgemeinen erscheint es „vernünftig“, wenn der Mensch sein Verhalten den Gegebenheiten der Welt anpasst. Doch wenn die Welt durch den Einbruch des Bösen eine „verkehrte“ und „verdrehte“ Welt geworden ist, kann man sich ihr nicht anpassen, ohne dabei selbst „verkehrt“ und „verdreht“ zu werden. Der Glaube fordert darum, diese Anpassung zu verweigern, die „Normalität“ des Schlechten niemals „normal“ zu finden und ein widerständiges Leben zu führen nach den Regeln (nicht der gegebenen, sondern) der kommenden Welt.

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5.

Mit dem Tod endet nur unseres Lebens erster Teil, denn nach der Auferstehung und dem Jüngsten Gericht werden die Gläubigen gereinigt, runderneuert und vollendet in Gottes Reich eingehen. „Herrlichkeit“ wird dafür ein viel zu kleines Wort sein! Doch sollte man sich den Himmel nicht zu sehr in Kategorien des Konsums vorstellen. Unsere Seligkeit wird nicht darin bestehen, dies und jenes zu genießen (im Sinne eines Schlaraffenlandes), sondern dass wir Gott schauen und Gott genießen. Seine Nähe wird uns beglücken und wir werden Gottes voll sein.

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6.

Christen erwarten das Heil von Gottes kommendem Reich. Doch ist dasselbe Heil auch schon hier und heute gegenwärtig und kann durchaus erfahren werden, weil das, was den kommenden Himmel ausmacht, die innig-versöhnte Übereinstimmung mit Gott ist. Und die beginnt nicht irgendwann „später“, sondern heute: wer im Glauben Christus „hat“, hat in und mit ihm auch schon das Heil, die Seligkeit und das Ewige Leben. Alles Wesentliche ist ihm mit dem Brot des Abendmahls in die Hand gedrückt – und er steht mit einem Bein bereits im Himmel.

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„Was heißt nun Gottes Reich? Antwort: nichts anders denn wie wir droben im Glauben gehört haben, dass Gott seinen Sohn Christum, unsern Herrn, in die Welt geschickt, dass er uns erlöse und frei machte von der Gewalt des Teufels und zu sich brächte und regierte als ein König der Gerechtigkeit, des Lebens und Seligkeit wider Sünde, Tod und böse Gewissen, dazu er auch seinen heiligen Geist gegeben hat, der uns solches heimbrächte durch sein heiliges Wort und durch seine Kraft im Glauben erleuchtete und stärkte. Derhalben bitten wir nun hier zum ersten, dass solches bei uns kräftig werde und sein Name so gepriesen durch das heilige Wort Gottes und christliches Leben, - beide, dass wir, die es angenommen haben, dabei bleiben und täglich zunehmen, und dass es bei andern Leuten einen Zufall und Anhang gewinne und gewaltiglich durch die Welt gehe, auf dass ihrer viel zu dem Gnadenreich kommen, der Erlösung teilhaftig werden, durch den heiligen Geist herzugebracht, auf dass wir also allesamt in einem Königreich, jetzt angefangen, ewiglich bleiben. Denn dass Gottes Reich zu uns komme, geschieht auf zweierlei Weise: einmal hier zeitlich durch das Wort und den Glauben, zum andern ewig durch die Offenbarung. Nun bitten wir solches beides, dass es komme zu denen, die noch nicht darin sind, und zu uns, die es überkommen haben, durch tägliches Zunehmen und künftig in dem ewigen Leben. Das alles ist nicht anders denn soviel gesagt: Lieber Vater, wir bitten, gib uns erstlich dein Wort, dass das Evangelium rechtschaffen durch die Welt gepredigt werde. Zum andern, dass es auch durch den Glauben angenommen werde, in uns wirke und lebe; dass also dein Reich unter uns gehe durch das Wort und Kraft des heiligen Geistes und des Teufels Reich niedergelegt werde, dass er kein Recht noch Gewalt über uns habe, so lange bis es endlich gar zerstört, die Sünde, Tod und Hölle vertilgt werde, dass wir ewig leben in voller Gerechtigkeit und Seligkeit.“ (Martin Luther)

 

„Dein Reich komme!“ (Mt 6,10). Der andere Irrtum, dass viel sind, die dies Gebet sprechen, allein Sorge gehabt, dass sie nur selig werden, und verstehen durch das Reich Gottes nichts anders, denn Freude und Lust im Himmel, wie sie denn aus fleischlicher Sinnlichkeit denken mögen, und werden dadurch gedrungen, dass sie die Hölle fürchten, und also nur das Ihre und ihren eigenen Nutz im Himmel suchen. Dieselben wissen nicht, dass Gottes Reich sei nichts anders, denn fromm, züchtig, rein, milde, sanft, gütig und aller Tugend und Gnaden voll sein, also dass Gott das Seine in uns habe, und er allein in uns sei, lebe und regiere. Dies sollte man am höchsten und ersten begehren. Denn das heißt selig sein, wenn Gott in uns regiert, und wir sein Reich sind. Die Freude aber und Lust und alles andere, das man begehren mag, dürfte man nicht suchen noch bitten noch begehren, sondern es wird sich alles selbst finden und folgen dem Reiche Gottes.“ (Martin Luther)

 

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Man soll nicht in den Himmel gaffen, wenn man vom Himmelreich reden hört. Das Himmelreich ist überall da, wo der Glaube ist. Martin Luther

 

REICHTUM

Die Welt mit all ihren Gütern und Kreaturen ist Eigentum des Schöpfers. Menschen hingegen sind Gäste auf Gottes Grund und Boden. Sie „besitzen“ Güter nur in dem uneigentlichen Sinne, dass Gott ihnen erlaubt, Nutznießer zu sein. Er will aber, dass alle (!) Gäste seines Tisches auskömmlich versorgt werden. Und dieser Absicht hat all unser Wirtschaften zu folgen. D.h.: Wer die Güter der Erde zusammenrafft und anhäuft, um sie für sich zu „bunkern“, entzieht sie ihrer Bestimmung und ist (wenn nicht vor der Justiz, so doch zumindest vor Gott) ein Dieb.

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„Reichtum ist das geringste Ding auf Erden und die allerkleinste Gabe, die Gott einem Menschen geben kann. Was ist's gegen Gottes Wort, ja, was ist's auch nur gegen leibliche Gaben wie Schönheit, Gesundheit und gegen Gaben des Gemüts, wie Verstand, Kunst, Weisheit? Dennoch trachtet man so emsig danach und lässt sich keiner Arbeit noch Mühe und Gefahr verdrießen noch hindern. Darum gibt Gott gemeiniglich Reichtum den groben Eseln, denen er sonst nichts gönnt.” (Martin Luther)

 

„Ists denn verboten, Reichtum zu haben? Nein, es ist nicht verboten, Reichtum, den Gott selbst bescheret, in seiner Ordnung zu haben und zu behalten: aber nach Reichtum vornehmlich zu trachten, ist ein Geiz, und verboten.“ (Philipp J. Spener)

 

„Der Mensch ist geschaffen dazu hin, Gott unseren Herrn zu loben, ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienen (...) Die andern Dinge auf der Oberfläche der Erde sind zum Menschen hin geschaffen, und zwar damit sie ihm bei der Verfolgung dieses Zieles helfen, (...) Hieraus folgt, dass der Mensch die Dinge so weit zu gebrauchen hat, als sie ihm auf sein Ziel hin helfen, und sie so weit lassen muss, als sie ihn daran hindern (...)“ (Ignatius von Loyola)

 

„Stehet denn einem Menschen nicht frei, mit dem Seinigen zu tun, was er will? Nein: alldieweil was wir haben, nicht sowohl unser, als Gottes Eigentum ist, und wir demselben deshalb Rechenschaft darüber zu geben haben, wie wirs als treue Haushalter zu demjenigen Nutzen angewendet, wozu ers gegeben hat, nämlich seine Ehre damit zu befördern, unserm Nächsten zu helfen, und unsere Notdurft zu genießen.“ (Philipp J. Spener)

 

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Der gesündeste Zustand eines Christen besteht darin, dass er allezeit leer ist im eigenen Ich und beständig von dem Herrn abhängig, dass er allezeit arm ist in der eigenen Seele und reich in Jesus. C. H. Spurgeon

 

Ein alter, reicher Geizkragen liegt im Sterben. Er diktiert einem Notar sein Testament: „Hunderttausend Gulden fürs Witwenheim, zweihundert­tausend Gulden fürs Waisenhaus, fünfzigtausend Gulden fürs Tierheim ...“ Im Hintergrund hören zwei entfernte Verwandte die Ver­fügung des Sterbenden. Sagt der eine: „Schau, jetzt, das ans Sterben geht, wird der alte Geizkra­gen plötzlich großzügig.“ „Aber wieso denn? Verschenkt er denn sein Geld? Er ver­schenkt das seiner Erben!“

 

Der Gebende fühlt sich stets reich, der Geizige immer arm. Italienisches Sprichwort

 

Der Reichtum gleicht dem Seewasser: Je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man. Arthur Schopenhauer

 

Die Differenz zwischen Sonntagsstaat und Kollektengabe bezeichnet ein Prediger treffend mit den Worten: Liebe Gemeinde, wenn ich euch im Sonntagskleid sehe, frage ich mich: Wo sind meine Armen? Und wenn ich den Kollektenteller anschaue, frage ich: Wo sind meine Reichen? Euthymius Haas

 

Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit viel Geld. Aristoteles

 

Ein weiser Mann hatte den Rand seines Dorfes er­reicht und ließ sich unter einem Baum nieder, um dort die Nacht zu verbringen, als ein Dorfbewohner ange­rannt kam und sagte: „Der Stein! Der Stein! Gib mir den kostbaren Stein!“ „Welchen Stein?“, fragte der weise Mann. „Letzte Nacht erschien mir Gott Shiwa im Traum“, berichtete der Dörfler, „und sagte mir, ich würde bei Einbruch der Dunkelheit am Dorfrand einen weisen Mann finden, der mir einen kostbaren Stein geben würde, sodass ich für immer reich wäre.“ Der weise Mann durchwühlte seinen Sack und zog einen Stein heraus. „Wahrscheinlich meinte er diesen hier“, sagte er, als er dem Dörfler den Stein gab. „Ich fand ihn vor eini­gen Tagen auf einem Waldweg. Du kannst ihn natür­lich haben. Staunend betrachtete der Mann den Stein. Es war ein Diamant und sogar ziemlich groß. Er nahm den Diamanten und ging weg. Die ganze Nacht wälzte er sich im Bett und konnte nicht schlafen. Am nächsten Tag weckte er den weisen Mann bei Anbruch der Dämmerung und sagte: „Gib mir den Reichtum, der es dir ermöglicht, diesen Diamanten so leichten Herzens wegzugeben.“

 

Es ist zwar ein Vergnügen, reich zu sein, aber keine Ehre, außer für die Dummköpfe. Pierre Carlet de Marivaux

 

Gott hat die Armen um der Reichen willen und die Reichen um der Armen willen gemacht. Meister Eckhart

 

Jeder Mensch kommt mit einer sehr großen Sehnsucht nach Herrschaft, Reichtum und Vergnügen sowie einem starken Hang zum Nichtstun auf die Welt. Voltaire

 

Konfuzius sprach: „...Geht ein Staat den rechten Weg und herrscht darin Ordnung, so ist es beschämend, wenn man arm und von geringem Ansehen ist. Geht es hingegen in einem Staat nicht rechtens zu, dann ist es eine Schande, reich und angesehen zu sein.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Konfuzius sprach: „Reichtum und Ansehen - das wünschen sich die Menschen. Kann man jedoch nicht auf anständige Weise dazu gelangen, dann soll man sich weder um das eine noch um das andere bemühen.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern mehr noch durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß. Anonym

 

Reich ist, wer viel hat; reicher ist, wer wenig braucht; am reichsten ist, wer viel gibt. Gerhard Tersteegen

 

Reich ist, wer weder schmeicheln noch borgen muss. Sprichwort

 

Reichtum ist das geringste Ding auf Erden und die allerkleinste Gabe, die Gott einem Menschen geben kann. Was ist's gegen Gottes Wort, ja, was ist's auch nur gegen leibliche Gaben wie Schönheit, Gesundheit und gegen Gaben des Gemüts, wie Verstand, Kunst, Weisheit? Dennoch trachtet man so emsig danach und lässt sich keiner Arbeit noch Mühe und Gefahr verdrießen noch hindern. Darum gibt Gott gemeiniglich Reichtum den groben Eseln, denen er sonst nichts gönnt. Martin Luther

 

Sonnenscheu und ofenwarm macht den reichsten Bauern arm. Bauernweisheit

 

Was der Mensch liebt, das ist sein Gott. Er trägt es in seinem Herzen. Er bewegt es Tag und Nacht in sich. Es sei, was es sei: Reichtum oder Geld, Vergnügen oder Ehre. Martin Luther

 

Wenn jemand dir sagt, dass er durch harte Arbeit reich geworden ist, frag ihn durch wessen harte Arbeit. Donald Robert Perry Marquis

 

Will mich Gott nicht lebendig haben, so will ich sterben; will er mich nicht reich haben, so will ich arm sein. Martin Luther

 

Manche Leute haben nichts weiter von ihrem Vermögen als die Furcht, es zu verlieren. Antoine Rivarol

 

Reife

Das Fortrücken in der Kalenderjahrzahl macht wohl den Menschen, aber nicht die Menschheit reifer. Johann Peter Hebel

 

Den wirklich gelehrten Menschen geht es wie den Kornhalmen auf dem Felde: Sie wachsen frisch auf und richten den Kopf gerade und stolz in die Luft, solange die Ähren noch leer sind. Sobald sie angeschwollen, voll Korn sind und reif werden, senken sie demütig die Häupter. Michel de Montaigne

 

Der Mensch macht gewöhnlich drei Reifestufen durch. Zuerst lernt er die richtigen Antworten. Im zweiten Stadium lernt er die richtigen Fragen, und auf der dritten und letzten Stufe lernt er, welche Fragen sich überhaupt lohnen. Blaise Pascal

 

Die Menschen werden alt, aber selten reif. Alphonse Daudet

 

Großer Gott, lass meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird! Selma Lagerlöf

 

Ich kenne kein gewisseres Zeichen der Reife als die Güte. Leo Tolstoi

 

Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist. Nicht an den Wahrheiten liegt es daher, wenn die Menschen noch so voller Unweisheit sind. Christian Morgenstern

 

Unglückliches Geschick der Menschen! Kaum ist der Geist zu seiner Reife gelangt, beginnt der Körper zu welken. Charles Baron de Montesquieu

 

Wir sind nicht umsonst in diese Welt gesetzt. Wir sollen reif werden für eine andere Welt. Matthias Claudius

 

REINEN HERZENS SEIN

Wer das reine Herz nicht hat, das er haben sollte, kommt immerhin schon einen Schritt voran, wenn er lernt, mit seiner Unreinheit nicht einverstanden zu sein und die eigenen Fehler nicht mehr zu entschuldigen. Denn solange die Vernunft nicht in die Versuchung einstimmt, geht auch die Liebe zu Gott nicht verloren. Solange der Wille in das Böse nicht einwilligt, hat der Teufel nicht gesiegt. Und solange unreine Gedanken dem Menschen nicht zur Lust, sondern zur Last sind, werden sie ihm auch nicht als Sünde angerechnet. Wenn wir uns allerdings mit dem anfreunden, was Gott an uns hasst, haben wir uns von ihm getrennt.

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REINHEIT

Man muss auch nein sagen können. Denn es gibt Bilder, Bücher, Gespräche und Beschäftigungen, die uns (nicht äußerlich, sondern) innerlich verunreinigen und für die Gemeinschaft mit Gott untauglich machen. Dem muss man sich nicht aussetzen, sondern kann Enthaltung, Distanz und Keuschheit dagegensetzen, die nicht alles mitmacht, sondern nur, was Gott gefallen kann. Denn zum Glück ist auch das Gute infektiös. Die Berührung mit dem Reinen, kann rein machen, und das Heilige, mit dem wir uns beschäftigen, kann im Kontakt abfärben.

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Reinheit

Gottfried Benn war befreundet mit Else Lasker-Schüler, der er eines Tages bekannte: „Ich möchte einmal etwas ganz Großes, etwas ganz Reines vollbringen!“ Darauf Else Lasker-Schüler: „Dann waschen Sie doch einen Ele­fanten!“

 

Jeder Mensch ist ein neuer Versuch der Natur, über sich ins Reine zu kommen. Christian Morgenstern

 

Nicht der Täter wird unrein durch die Tat; nur die Tat durch den Täter. Hugo von Hofmannsthal

 

Rein durch das Leben zu gehen ist unmöglich. Aber sich zu reinigen ist möglich und höchstes Ziel. Jakob Bosshart

 

Wenn der Mensch sich reinwäscht, klagt Gott ihn an. Wenn der Mensch sich anklagt, wäscht Gott ihn rein. Franz von Sales

 

REINHEITSGEBOTE DES ALTEN BUNDES

Die Gnade Jesu Christi entmachtet das Gesetz als „Strafordnung“, die dem Sünder zum Verhängnis wird. Doch als Gottes gute Weisung bleibt das Gesetz in Kraft und dient der Christenheit als „Riegel“, „Spiegel“ und „Regel“. Durch Christi Opfer am Kreuz ist das Zeremonial- und Ritualgesetz des Alten Testaments obsolet geworden. Und Christi Lehre hat auch die Reinheits- und Speisegebote antiquiert. Doch das in den Zehn Geboten konzentrierte Moralgesetz bleibt in Geltung. So muss einer, um Christ zu sein, nicht erst Jude werden – muss sich aber dem beugen, was der Schöpfer (nicht speziell den Juden, sondern) allen Menschen geboten hat. 

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Reisen

Was wunderst du dich, dass deine Reisen dir nichts nützen, da du dich selbst mit herumschleppst? Sokrates

 

RELIGION, RELIGIONEN

1.

Die nichtchristlichen Religionen entspringen nicht einfach menschlicher Willkür und Phantasie, sondern auch sie verdanken sich dem Wirken und Sich-Bezeugen Gottes. Sie sind einem Christen darum nicht völlig fremd, sondern enthalten – unter vielen Irrtümern – manche sehr respektable Wahrheit, die man anerkennen sollte. Doch wieviel Wahrheit andere Religionen auch enthalten mögen, so fehlt ihnen ohne Christus doch der Zugang zu Gott, den sie haben müssten, um ihren Anhängern das Heil zu vermitteln. Sie kennen das Ziel. Aber sie erreichen es nicht.

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2.

Christlicher Glaube ist von Religion zu unterscheiden, denn Religion ist oft nur ein eigenmächtiger Versuch des Menschen, seine Beziehung zu Gott auf vorteilhafte Weise in den Griff zu bekommen. Man will Gott durch Wohlverhalten, Riten, Beschwörungen und Opfer lenken, besänftigen und bändigen. Christlicher Glaube aber erkennt, dass so etwas Gott gegenüber nicht funktioniert. Nicht der Mensch bemächtigt sich Gottes, sondern Gott des Menschen. Der religiöse Mensch möchte Kontrolle gewinnen, doch der Gläubige überlässt sie dem, an den er glaubt.

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3.

Manchem erscheint seine Religion „zufällig“, weil er – anderswo geboren – etwas anderes glauben würde. Doch unterlaufen dabei mehrere Denkfehler. Der Betreffende wäre „woanders geboren“ gar nicht er selbst, sondern „ein anderer“. Und wenn dieser „andere“ etwas anderes glaubte – was besagt das schon? Im Übrigen handelt es sich um einen zirkulären Schluss: man hält die Religion für zufällig, weil man voraussetzt, die Geburt sei zufällig. Das ist aber eine ganz willkürliche, mit dem christlichen Schöpferglauben nicht vereinbare Unterstellung.

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4.

Wenn Christus als der „eingeborene“ Sohn bezeichnet wird, bleibt das oft unverstanden. Der Ausdruck meint aber, dass er Gottes „einziger“ Sohn ist. Er ist nicht einer von vielen „Söhnen“ oder einer von mehreren „Heilsbringern“, sondern ist sowohl in seinem Wesen wie in seinem Wirken unvergleichlich und konkurrenzlos. In ihm darf jeder Sünder Erlösung finden. Aber ohne ihn gelangt keiner ans Ziel. Wer an ihn glaubt, hat das Heil. Doch ist das nicht eine Chance unter vielen, sondern die einzige. Denn es ist uns kein anderer Name gegeben, durch den wir sollen selig werden. M.a.W.: An Christus vorbei führt kein Weg in den Himmel.

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5.

Haben Christen und Muslime denselben Gott? Oft hört man, diese Frage sei schon deshalb zu bejahen, weil es nur einen Gott gibt. Doch ist das ein Fehlschluss, der logisch klingt, ohne es zu sein. Tatsächlich beten Christen immer zum dreieinigen Gott. Muslime tun das ausdrücklich nie. Und es wäre nicht redlich, über diese Differenz hinwegzusehen. Denn man kann nur verehren, was man kennt. Wer aber den dreieinigen Gott nicht als Dreieinigen kennt, kann ihn als solchen auch nicht anbeten, sondern betet zwangsläufig zu einem Gott, der sehr „anders“ – und also höchst wahrscheinlich „ein Anderer“ ist. 

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6.

Was ist Religion?

zur Bildbetrachtung

 

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„Religion ist die Art und Weise, wie Gott verehrt wird und wie der Gott entfremdete Mensch wieder zu ihm zurückgebracht und seines Heiles gewiss wird. Die Religion ist eine falsche, wo Gott in falscher, seinem Wesen und Willen nicht entsprechender Weise verehrt wird, die wahre und rechte, wo es in der rechten von ihm gewollten Weise geschieht. Diese rechte Weise ist aber in hl. Schrift gelehrt, und so ist die wahre Religion, näher bestimmt, diejenige, in welcher Gott nach der dort vorgeschriebenen Weise verehrt wird, und ist also die christliche Religion die wahre.“ (Heinrich Schmid)

 

„Sollte denn nicht ein jeder in seiner Religion und Glauben ohne Gottes Wort, wenn er’s gut meinet, selig werden? Gott heißt allein sein Wort ein Wort des Lebens, Joh. 6, Phil. 2, und der Seligkeit, Act. 13, das unsere Seelen selig machen kann, Jak. 1, Röm. 1, Luk. 11. Von allen andern Sekten aber ohne und außer Gottes Wort steht das Urteil Gottes Eph. 2, dass sie seien ohne Gott, ohne Christo, ohne Verheißung und Hoffnung. Denn wer den Sohn nicht ehret, der ehret auch den Vater nicht, Joh. 5, und wer an den Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, Joh. 3; denn es ist kein ander Fundament der Seligkeit, ohne allein Jesus Christus, 1 Kor. 2. Denselbigen aber offenbaret nicht Fleisch und Blut, sondern der Vater im Wort und durchs Wort. Matth. 16. Gal. 1.“ (Martin Chemnitz)

 

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‚Hat die Religion eine Zukunft?‘ So gut, wie derjenige, der so fragt, eine Zukunft hat, in der er, wie zu hoffen steht, solchen Fragestellungen entwachsen sein wird. Christian Morgenstern

 

Der Kaufmann hat in der ganzen Welt dieselbe Religion. Heinrich Heine

 

Die Ironie des Schicksals, die zerreißend in das Spinnengewebe der Sterblichen greift und das Gefühl ihrer Sicherheit furchtbar verneint, wird im Empfänglichen Religion. Ernst Freiherr von Feuchtersleben

 

Die Religion ist das Krankenhaus der Seelen, welche die Welt verwundet hat. Jean Antoine Petit-Senn

 

Die Religion ist eine Speise, die heiß aufgetragen werden muss, lauwarm erregt sie Ekel. C. H. Spurgeon

 

Lass den morgigen Tag sein, was er will - unser Gott ist auch der Gott des morgigen Tages. C. H. Spurgeon

 

Die Religion ist genau das, was nicht weggelassen wer­den kann - denn in ihr ist alles enthalten. Noch der zerstreu­teste Mensch kann nicht seine Reisetasche packen und dabei die Tasche weglassen. Wir haben eine allgemeine Vorstellung von der Existenz, gleichgültig ob sie uns passt oder nicht; sie verändert oder, genauer gesagt, schafft und berührt alles, was wir sagen oder tun, gleichgültig ob uns das passt oder nicht. G. K. Chesterton

 

Heiden sind Menschen, die ihr religiöses Bedürfnis im Wald verrichten. Definition eines Kindes

 

Ist es nicht seltsam, dass die Menschen so gern für ihre Religion fechten und so ungern nach ihren Vorschriften leben? G. Chr. Lichtenberg

 

Wäre nur eine Religion in der Welt, so würde sie stolz und zügellos despotisch sein. Friedrich der Große

 

Wenig Philosophie entfernt von der Religion, viel Philosophie führt zu ihr zurück. Francis Bacon

 

RELIGIÖS UNMUSIKALISCH

Einerseits gilt, dass (von sich aus) überhaupt kein Mensch glauben „kann“, und andererseits, dass es (mit Gottes Hilfe) sehr wohl jeder „kann“. Denn Glaube ist nicht unser Werk, sondern Gottes Werk in uns. Er ist keine menschliche Möglichkeit, sondern eine Beziehung, die Gott gewährt. Wer den Glauben ersehnt, muss darum aber nicht untätig bleiben: Er kann Gott darum bitten und viele konkrete Dinge tun, die förderlich sind und eine Verheißung haben. Unmögliches wird dabei nicht gefordert. Denn das, was Gott vom Menschen erwartet, kann er. Und das, was er nicht kann, ist sowieso Gottes Werk. 

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RELIGIÖSER EIFER

Gott selbst beschreibt sich als „eifernden“ Gott. Er ist leidenschaftlich engagiert, ist kompromisslos in seinem Anspruch und liebt sein Volk mit Hingabe. Aber passt das auch zu seiner souveränen Hoheit und Würde? Offenbart es nicht unerfüllte Wünsche, die ein vollkommener Gott gar nicht hat? Tatsächlich: Dem Gott der Bibel fehlt etwas, wenn wir ihm fehlen. Er ist nicht ungerührt, sondern kann in Christus leiden. Und es ist völlig undenkbar, dass der Glaube auf Gottes leidenschaftlichen Ruf leidenschaftslos oder halbherzig antworten sollte. Denn ein Glaube ohne Eifer und Hingabe wäre in Wahrheit kein Glaube.

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RESIGNATION

1.

Ostern ist nichts für sonnige Gemüter, die schon aus Naivität positiv denken, sondern ist für die Gebeugten, die täglich ihre Träume begraben, ihre Würde und ihre Liebe. Deren Problem ist nicht zuerst und nicht nur der leibliche Tod am Ende, sondern der tägliche Tod, der im Herzen stattfindet. Mephisto bricht ihre Hoffnung. Aber Christus bricht ihre Resignation. Denn Ostern ist die Renitenz des Allmächtigen gegen alles, was das Leben verneint. Es ist Gottes guter Wille, der sich da nicht beerdigen lässt, und der mit all dem Guten, das er einschließt, stets „unverloren“ ist und bleibt.

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2.

Wenn ein Mensch an der Welt und an sich selbst verzweifelt, muss man ihm das nicht ausreden und ihm Pillen verschreiben, sondern kann ihm zur klaren Sicht der Dinge gratulieren. Nur sollte er Gott dabei ausnehmen, an dem zu verzweifeln kein Anlass besteht. Und hält er an ihm fest, hat sich die Gesamtbilanz seines Lebens nicht verschlechtert. Gottes Gnade ist am Ende alles, was er hat. Aber sie ist auch alles, was er braucht. Darum – wohl dem, der auf die rechte Weise verzweifelt ist! Denn niemand ist der Gnade näher als der, dem sich aller falsche Trost entzogen hat. 

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3.

Gott wird nie aufhören, sein Wort zu halten. Wer aber auf dieses Wissen baut und aus dem Evangelium die logisch zwingenden Folgerungen zieht, hat keinen Grund zu zittern, zu zagen, zu sorgen oder zu klagen, sondern wird mutig, trotzig und munter sein. Ein resignierender Christ steht mit sich selbst im Widerspruch. Denn als Christ darf er wissen, dass er am Sieg Jesu Christi teilhat – und sollte darum nicht wie ein Verlierer herumlaufen, sondern sollte aufrecht gehen und unbeirrt mutig sein.

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RESISTENZ

1.

Im Allgemeinen erscheint es „vernünftig“, wenn der Mensch sein Verhalten den Gegebenheiten der Welt anpasst. Doch wenn die Welt durch den Einbruch des Bösen eine „verkehrte“ und „verdrehte“ Welt geworden ist, kann man sich ihr nicht anpassen, ohne dabei selbst „verkehrt“ und „verdreht“ zu werden. Der Glaube fordert darum, diese Anpassung zu verweigern, die „Normalität“ des Schlechten niemals „normal“ zu finden und ein widerständiges Leben zu führen nach den Regeln (nicht der gegebenen, sondern) der kommenden Welt.

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2.

Es ist nicht so, dass der geduldige Mensch nichts wollte, oder es ihm weniger wichtig wäre als dem Ungeduldigen. Nein! Auch der Geduldige verfolgt ein Ziel. Aber sein entschlossener Wille verbindet sich mit langem Atem, Beharrlichkeit und Ausdauer, weil er von seinem Ziel auch dann nicht ablässt, wenn andere Ziele leichter zu erreichen wären. Das Leiden am Unverfügbaren auszuhalten, ist das Wesentliche an der Geduld. Ein Christ braucht besonders viel Geduld, hat aber auch besonders guten Grund dazu, weil Gott selbst verbürgt, dass seine Geduld sich lohnt.

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Lass den morgigen Tag sein, was er will – unser Gott ist auch der Gott des morgigen Tages. C. H. Spurgeon

 

Wirf dein Anliegen auf den Herrn. Der hat einen weiten Hals und kann´s wohl tragen. Martin Luther

 

Martin Luther ist in seinem Leben durch manche Anfechtungen und Prüfungen gegangen. Sein letzter Halt war das erste Gebot: „Wenn mir alles unbegreiflich vorkommt, ja, wenn sogar das Bild des Heilandes mir zeitweilig verdunkelt wird, dann ist mein letzter Halt das, was Gott im ersten Gebot gesagt hat: Ich bin der Herr, dein Gott! Also die Wahrheit: Ich habe mich nicht selbst erschaffen, ich bin nicht allein mit mir selber und mit meinem Schicksal. Ich stehe in der Hand dessen, ohne den ich keinen Atemzug tun könnte. Gott hätte mich nicht erschaffen, wenn er kein Ziel mit mir hätte. Er fängt kein Werk an, um es dann unvollendet wegzuwerfen und liegen zu lassen!”

 

Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken, alles vergeht, Gott bleibt derselbe. Geduld erreicht alles. Wer Gott besitzt, dem kann nichts fehlen. Gott nur genügt. Teresa von Avila

 

Wer bist du denn, dass du dich vor einem Menschen fürchtest? Heute ist er, und morgen findest du seine Stätte nicht mehr. Fürchte deinen Gott, und die Menschen werden nicht mehr so viel Furchtbares für dich haben. Thomas von Kempen

 

RESPEKT

Der Begriff „Ehre“ beschreibt die persönliche Integrität einer Person, deren Verhalten übereinstimmt mit den von ihr erhobenen Ansprüchen, den von ihr anerkannten Werten und den von ihr gegebenen Zusagen. Weil Gott aber sagt, was er denkt, tut, was er sagt, und hält, was er verspricht, ist er der Inbegriff der Ehre. Gott stimmt mit sich selbst ganz und gar überein. Er kennt kein Abweichen von Sein und Schein, Pflicht und Wirklichkeit. Und darum ist es recht und billig, nicht den fehlbaren Geschöpfen, sondern allein dem Schöpfer die ihm gebührende Ehre zu geben – und sie vor aller Welt zu bezeugen.

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RETTENDER GLAUBE

Gottes Wort geht in seinen Warnungen und Verheißungen den Ereignissen voraus, von denen es spricht. Es nützt darum nur dem, der es Gott (gegen den aktuellen Augenschein) glaubt. Das den Ereignissen vorgreifende Wort trennt also jene, denen es nützt (weil sie Gott „beim Wort“ nehmen), von jenen, denen Gottes Wort auch gar nicht nützen will (weil sie’s für Geschwätz halten). Jene, die Gott nicht trauen, ignorieren seine Ansagen und tun gar nichts, bis es zu spät ist. Die anderen aber nehmen seine Botschaft ernst, ergreifen entsprechende Maßnahmen und werden durch ihren Glauben gerettet. 

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Rettung

Das Letzte, was Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat, war nicht, die Welt zu retten, sondern der Welt zu sagen, dass sie schon gerettet ist. Oswald Chambers

 

Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden. Aus den USA

 

Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe und Stille finden sollt. Johannes Chrysostomus

 

Von hundert Männern, die sich in der Welt verirren, werden neunundneunzig durch Frauen gerettet, einer wird gerettet durch unmittelbare göttliche Gnade. Sören Kierkegaard

 

REUE

1.

Man kann nicht von Gottes Vergebung leben und anderen Vergebung verweigern. Doch besteht sie nicht darin, über die Verletzung von Normen hinwegzusehen oder Schuld zu relativieren. Echte Vergebung bestätigt die geltenden Normen, weil die Verfehlung beim Namen genannt, bereut – und erst dann verziehen wird. Nur so entspricht es Gottes Vergebung, weil auch seine Gnade nie Gnade ohne Gericht ist, sondern immer Gnade im Gericht. Auch er wirft niemandem Vergebung hinter, der sie gar nicht für nötig hält, und vergibt nicht, wo das nicht erbeten wird.

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2.

„Buße tun“ bedeutet nicht, eine verdiente Strafe zu erleiden, sondern den Richtungswechsel zu vollziehen, der uns diese Strafe erspart. Denn wo Buße ist, wird Glaube folgen. Der Glaube empfängt Vergebung. Und wer die hat, ist gerettet. Der Bußruf lädt also Gottes „verlorene Söhne“ zur Heimkehr ein. Und für jeden, der Satan durch die Lappen geht, feiert der Himmel eine Party. Ohne Buße geht’s aber nicht. Denn solange wir versuchen, uns zu rechtfertigen, wird Gott uns verdammen. Und erst wenn wir uns verdammen, wird er uns rechtfertigen.

zum Text

 

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„Die Reue ist der durch Erkenntnis der Sünden und des göttlichen Zornes gewirkte Seelenschmerz, verbunden ebensowohl mit dem willigen Bekenntnis der Sünden und der dadurch nach Gottes gerechtem Gericht verdienten zeitlichen und ewigen Strafe, als mit der ernstlichen Verwerfung und Verabscheuung der Sünde.“ (Adolf Hoenecke)

 

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Reue ist oft nicht so sehr das Bedauern über das Böse, das wir getan haben, als die Furcht vor dem, was uns daraus erwachsen könnte. Rochefoucauld

 

Reue ist Verstand, der zu spät kommt. Feuchtersleben

 

Was ist Reue? Eine große Trauer darüber, dass wir sind, wie wir sind. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Einem Menschen verzeihen, der nicht bereut, ist wie Zeichnen im Wasser. Aus Japan

 

Revolution

Es ist und bleibt die revolutionäre Tat, immer das laut zu sagen, was ist. Rosa Luxemburg

 

Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, dass sich vieles ändern lässt, bloß nicht die Menschen. Karl Marx

 

RICHTEN ÜBER ANDERE

Es ist unvermeidlich, dass wir uns über die Worte und Taten anderer ein Urteil bilden. Doch darf das nicht auf lieblose Weise geschehen. Wir sollen immer zuerst vor der eigenen Tür kehren und uns über niemanden erheben, wir sollen nicht etwa den Menschen, sondern nur seine Taten verwerfen, sollen ihn nur in Liebe tadeln – und das auf so hilfreiche Weise, dass er es auch annehmen kann. Jesus fordert, dass wir kritisieren, ohne zu verletzen, aufdecken, ohne bloßzustellen und korrigieren, ohne zu belehren. Doch bleibt unsere Urteilskraft eine Gottesgabe. Und von ihr Gebrauch zu machen, ist unumgänglich.

zum Text

 

* – * – * – * – * – * – * – * – *

 

„Welches ist der Mörder, von dem Christus sprach? Das ist der unsagbar schlimme Hang, (andere Menschen) zu verurteilen, der sich in der Natur des Menschen findet und dessen viele ganz voll sind. Dieser Hang ist so recht im Menschen verwurzelt, einen anderen stets bessern zu wollen und sich selbst oft nicht bessern zu können. So sehr neigt der Mensch zur Verurteilung anderer: einer spricht ihm zu viel, ein anderer zu wenig, der isst ihm zu viel, jener nicht genug, dieser weint zu viel, jener sollte mehr weinen; in allen Dingen findet sich dieses todbringende Verurteilen, und begleitet ist es im Herzen und im Grund von einer tiefen Verachtung, die sich zuweilen nach außen im Benehmen und in Worten kundtut. Derart bringt man anderen dieselbe tödliche Wunde bei, die man sich selbst zugefügt, indem man ein schlimmes Urteil zu verstehen gibt; und schließlich versetzt man auch dem Nächsten, dem man eine schlechte Meinung (über den anderen mitteilt), eine tödliche Wunde, wenn er sie mit Wohlgefallen anhört. Was weißt du (denn) vom Wesen deines Nächsten? Was von Gottes Willen mit ihm, oder auf welchem Weg Gott ihn gerufen oder geladen hat? Und seine Werke willst du nach deinem Kopf ausrichten und beherrschen, willst Gottes Willen ausschalten und mit deinem falschen Urteil verbessern? Solcher Mörder richtet unfassbar großen Schaden unter geistlichen Leuten an, und sie denken nicht daran, dass Gott sprach: „Richte nicht, damit du nicht gerichtet werdest; mit dem Maße, mit dem du missest, wird dir wieder gemessen werden.“ (Johannes Tauler)

 

RICHTER

1.

Gott verbündet sich nicht mit den Tätern, die es gerne sähen, wenn ihre Opfer vergessen würden. Sondern er sorgt dafür, dass die, die der irdischen Gerechtigkeit entgehen, spätestens im Jüngsten Gericht von der himmlischen Gerechtigkeit eingeholt werden. Er wird uns die Konfrontation mit unserer Schuld nicht ersparen. Und das ist gut so. Denn Vergebung ohne Reue und ohne Rehabilitation der Opfer wäre zynisch. Vergebung ohne Gericht beruhte bloß auf Verharmlosung der angerichteten Not.

zum Text

2.

Jesus Christus wird am Jüngsten Tag unser Richter sein. Und damit ist das Amt auf die denkbar beste Weise besetzt. Denn wer könnte unser Dasein gerechter beurteilen als der, der Not und Versuchung mit uns teilte? Wer könnte ein kompetenterer Richter sein als der, der den Willen Gottes nicht nur verkündet, sondern auch vorgelebt und ohne Sünde erfüllt hat? Welcher Richter könnte uns lieber sein als der, der sich selbst opferte, um unseren Freispruch zu erwirken? Wenn er als Richter zugleich unser Verteidiger sein will, kann uns kein Ankläger verdammen!

zum Text

 

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Die Bibel ist ein Brief, den mein Gott mir hat schreiben lassen, wonach ich mich ausrichten soll und wonach mein Gott mich richten wird. Johann Albrecht Bengel

 

Je mehr du weißt und je besser du’s einsiehst, desto strenger wirst du darüber gerichtet werden, wenn du nicht um so viel heiliger gelebt hast, als deine Einsicht besser war. Darum trag du den Kopf deshalb nicht höher, weil du irgendeine Kunst oder Wissenschaft besitzt. Eben dies, dass dir soviel Erkenntnis gegeben ist, soll dich mehr furchtsam als stolz machen. Denn sie ist’s eben, die dich verdammt, wenn du nicht heiliger lebst als andere, die deine Erkenntnis nicht haben. Thomas von Kempen

 

Wer Lust hätte, das Seine immer genau abzuwägen, dem würde alle Lust vergehen, das Fremde hart zu richten. Thomas von Kempen

 

ROTER FADEN DER BIBEL

Es ist nicht der Gläubige, der die Bibel deutet, sondern es ist die Bibel, die den Gläubigen deutet. Sie beschreibt nämlich den großen Zusammenhang, in den sein Dasein eingebettet ist, und verrät ihm die Intention seines Schöpfers: Gott will trennen, was heute noch verquickt ist, will die Sünde vernichten, die Person des Sünders aber retten. Wer davon hört, ist eingeladen, Gottes Unterscheidung im Blick auf sich selbst mit- und nachzuvollziehen. Insofern ist die Bibel kein Rätsel, das der Mensch lösen müsste, sondern der Mensch ist das Rätsel, dessen Lösung die Bibel verrät.

zum Text

 

RUHE

Wie jede gute Beziehung lebt auch unsere Gottesbeziehung vom regelmäßigen Kontakt. Darum sollen wir uns am Sonntag von Gott unterbrechen lassen und uns aller Ablenkung durch Arbeit oder Vergnügen entziehen: unsere Seele soll in Gott ruhen, und Gott in ihr, damit er Gelegenheit hat, sein heilvolles Werk an ihr zu tun. Diese Wohltat erfordert Zeit, weil sich die Revision einer Seele nicht „im laufenden Betrieb“ erledigen lässt. Aber sie ist nötig. Denn wer Gottes Zugriff nicht duldet und seinem Wirken nicht still hält, dessen Seele verkommt.

zum Text 

 

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Wenn das Meer alle seine Kraft anstrengt, so kann es das Bild des Himmels gerade nicht widerspiegeln; doch wenn es stille wird und tief, senkt sich das Bild des Himmels in sein Nichts. Sören Kierkegaard

 

Der Mensch überwindet Hindernisse, um endlich Ruhe zu haben, und findet dann nichts so unerträglich wie Ruhe. Henry Brooks Adams

 

Ein Mensch soll gar nichts suchen, weder Verstehen noch Wissen noch Innigkeit noch Andacht noch Ruhe, sondern allein Gottes Willen. Wenn einer einzig Gottes Willen sucht, dann soll er, was ihm daraus zufließt oder geoffenbart wird, als Gabe Gottes empfangen. Dann ist einer recht daran. Meister Eckhart

 

Faulheit: die Angewohnheit, sich auszuruhen, bevor man müde wird. Renard

 

Glauben ist Ruhen in der Treue Gottes. Hudson Taylor

 

Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe und Stille finden sollt. Johannes Chrysostomus

 

Herr, gib mir Kraft, dass ich mich erhebe über alles, was du, mein Gott, nicht bist, und dass ich, erhaben über alles, was du nicht bist, in dir allein Ruhe suche und Ruhe finde. Thomas von Kempen

 

Warum willst du Ruhe haben, da du doch zur Arbeit geboren bist? Thomas von Kempen

 

Wer die wahre, die unvergängliche Ehre sucht, der kümmert sich nicht viel um die vergängliche. Und wer noch vergängliche Ehre sucht oder sie noch nicht von ganzem Herzen verschmäht, der beweist eben dadurch, dass ihm die unvergängliche Ehre noch nicht über alles lieb und teuer geworden ist. Große Seelenruhe hat der, der sich weder die Lobsprüche noch die Schmähworte der Menschen nah ans Herz gehen lässt. Thomas von Kempen

 

Ruhm

Der Ruhm großer Männer sollte immer an den Mitteln gemessen werden, derer sie sich bedient haben, um ihn zu erlangen. Rochefoucauld

 

Schwachköpfe kehren auch aus Niederlagen ruhmvoll heim. Michel de Montaigne

 

Wer … nur den Ruhm verdient auch ohne ihn zu erhalten, besitzt bei Weitem die Hauptsache, und was er entbehrt, ist etwas, darüber er sich mit derselben trösten kann. Denn nicht, dass einer von der urteilslosen, so oft betörten Menge für einen großen Mann gehalten werde, sondern dass er es sei, macht ihn beneidenswert; auch nicht, dass die Nachwelt von ihm erfahre, sondern dass in ihm sich Gedanken erzeugen, welche verdienen, Jahrhunderte hindurch aufbewahrt und nachgedruckt zu werden, ist ein hohes Glück. Arthur Schopenhauer