Lieder: Die Zehn Gebote

 

1.

Herr! dein Gesetz, das du der Welt 

zur Richtschnur hast gegeben, 

das du zur Regel vorgestellt, 

darnach wir sollen leben, 

das deinen Willen offenbart, 

ist ganz von einer andern Art, 

als menschliche Gesetze.

2. 

Mit äußerlicher Ehrbarkeit 

lässt es sich nicht begnügen, 

ob gleich die Hand nicht schlägt, noch dräut, 

die Lippen nicht betrügen, 

das Auge nicht Verbot’nes sieht, 

ja über dies ein jedes Glied 

in seiner Ordnung bleibet.

3. 

Ist einer gleich ein Flucher nicht, 

kein Dieb, kein Sabbatsschänder, 

kein Frevler, der die Ehe bricht, 

kein Mörder, kein Verschwender, 

kein Freund vom übrigen Geschwätz, 

so ist dein heiliges Gesetz 

doch damit nicht zufrieden.

4. 

Weiß einer gleich die böse Lust 

mit Nachdruck zu bezwingen, 

und die Affekten seiner Brust 

in Still‘ und Ruh‘ zu bringen, 

dass sich ihr Wüten legen muss, 

so ist doch des Gesetzes Schluss

auch damit nicht zufrieden.

5. 

Es fordert dass Leib, Seel‘ und Mut

sich im Gehorsam üben, 

und dass wir dich, das höchste Gut, 

aus allen Kräften lieben; 

es will, dass, wie du heilig heißt, 

auch unser Herz und ganzer Geist 

durchaus geheiligt werde.

6. 

Es soll, bei wahrer Weisheit Licht, 

der Liebe Feuer brennen, 

kein Mangel soll an unsrer Pflicht 

bemerket werden können; 

es soll sich keine böse Lust, 

kein arger Trieb in unsrer Brust 

sich auch nur heimlich regen.

7.

Kannst du, o Mensch!

auf solche Art 

wohl das Gesetz erfüllen? 

Du siehst darinnen offenbart 

des Allerhöchsten Willen: 

allein, wie voller Sklaverei, 

wie lahm und matt dein Wille sei, 

das wirst du leichtlich spüren.

8. 

So lerne denn, dass nach dem Fall 

kein Mensch auf dieser Erden 

durch das Gesetz ein einigmal 

vor Gott gerecht mag werden, 

es ist zu hoch, und du zu schwach, 

es dräuet denen Fluch und Rach‘, 

die es nicht völlig halten.

9. 

D‘rum eile mit gebeugtem Sinn, 

der sich in Tränen hüllet, 

zu deinem treuen Mittler hin, 

der das Gesetz erfüllet;

nimm das, was er für dich getan, 

nimm den Gehorsam gläubig an, 

zur Tilgung deiner Schulden.

10.

Lass aber auch in deinen Geist 

dir sein Gesetze schreiben, 

tu‘ williglich, was es dich heißt. 

Wenn Mängel überbleiben, 

so lass nur deinen Glauben ruh‘n 

in Christi ganz vollkomm‘nen Tun,

der alles dir ersetzet.

 

J. J. Rambach, 1693.

Mel. Es ist das Heil uns kommen her.

 

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1. 

Wenn ich die heil’gen zehn Gebot’

betrachte, die du selbst, o Gott!

gegeben hast, erschrecke ich,

dass ich so sehr erzürnet dich.

Kyrieleis.

2. 

Ich hab’ die Kreatur weit mehr

geliebt, als dich und deine Ehr’;

dich nicht gefürcht’, dir nicht vertraut,

auf mich und Menschenhülf gebaut.

Kyrieleis.

3. 

Ich habe deinen Nam’ und Bund

vergeblich oft geführt im Mund,

mit Herzensandacht nicht betracht’,

Herr! deine Weisheit, Güt’ und Macht.

Kyrieleis.

4. 

Ich hab’ zubracht den Sabbattag,

in Wollust, oder Müh’ und Plag’:

dein Wort versäumt und nicht gepreist,

was du für Wohltat mir erweist.

Kyrieleis.

5. 

Ich habe nicht geehrt allzeit

die Eltern, Lehrer, Obrigkeit,

ihr’ Treu und Sorge nicht erkannt,

auch nicht gedient mit will’ger Hand.

Kyrieleis.

6. 

Ich hab’ den Nächsten nicht geliebt,

vielmehr geneidet und betrübt;

Zank, Hader, Streit gefangen an,

durch Zorn und Rachgier Sünd’ getan.

Kyrieleis.

7. 

Ich hab’ unreine Lust gesucht,

nicht Heiligkeit geliebt und Zucht;

zum öftern auch in Trank und Speis’

hintangesetzet Maß und Weis’.

Kyrieleis.

8. 

Ich hab’ mein Amt nicht so verricht’,

wie es erfordert meine Pflicht:

mit Unrecht Gut an mich gebracht,

den Armen nicht mit Hülf bedacht.

Kyrieleis.

9. 

Ich hab’ den Läst’rer gern gehört,

nicht all’s zum Besten vorgekehrt,

mich nicht beflissen jederzeit

der Wahrheit und Aufrichtigkeit.

Kyrieleis.

10. 

Ich hab’ mit Rechtes-Schein und List

begehrt, was meines Nächsten ist,

was sich an Gütern bei ihm find’t,

sein Amt, sein Haus, Land, Vieh, Gesind’.

Kyrieleis.

11. 

Ach starker und ewiger Gott!

wer dich veracht’ und dein Gebot,

dess‘ Lohn ist Zorn und Ungenad‘,

bis in den dritten, vierten Grad.

Kyrieleis.

12. 

Der aber hat in tausend Glied,

hie zu erwarten Gnad’ und Fried’,

der dich, Herr! liebt, und dein Gesetz

hält über Lust und alle Schätz’.

Kyrieleis.

13.

Solch’ Vorsatz, leider! ist nicht hier,

es wohnet gar nichts Gut’s in mir:

ich habe nicht darnach getracht’,

was du gedräut und zugesagt.

Kyrieleis.

14. 

Mein Dichten ist von Jugend auf

sehr bös’ im ganzen Lebenslauf;

denn ich ganz von der Scheitel bin

verderbt bis auf die Fußsohl’ hin.

Kyrieleis.

15. 

Wer merket auch, wie oft er fehlt,

bis sein Gewissen ihn d‘rum quält?

Sollt’ ich antworten vor Gericht,

ich könnt’ auf tausend eines nicht.

Kyrieleis.

16. 

Ach, Vater! sieh’ mein Elend an,

verzeihe mir, was ich getan,

nimm weg durch deine Güt’ und Huld

die schwere Straf’, die ich verschuld’t.

Kyrieleis.

17. 

Gedenk’, dass dein Sohn, Jesus Christ,

ein Fluch am Holze worden ist

für mich und meine Missetat,

die er auf sich genommen hat.

Kyrieleis.

18. 

Weil ich denn bin in Christo nun

geschaffen, gute Werk’ zu tun,

so gib mir deines Geistes Gab’,

dass ich vom Bösen lasse ab.

Kyrieleis.

19. 

Dass ich nach deinem Willen leb’,

der Sündenlust stets widerstreb’,

und darnach ringe fort und fort,

dass ich eingeh’ zur engen Pfort’.

Kyrieleis.

 

D. Denicke, 1603.

Mel. Dies sind die heil’gen zehn Gebot‘.

 

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1. 

Dies sind die heilgen zehn Gebot,

die uns gab unser Herre Gott

durch Mosen, seinen Diener treu,

hoch auf dem Berg Sinai.

Kyrieleis.

2. 

Ich bin allein dein Gott, der Herr,

kein Götter sollst du haben mehr,

du sollst mir ganz vertrauen dich,

von Herzen Grund lieben mich.

Kyrieleis.

3. 

Du sollst nicht brauchen zu Unehrn

den Namen Gottes, deines Herrn,

du sollst nicht preisen recht noch gut,

ohn was Gott selbst redt und tut.

Kyrieleis.

4. 

Du sollst heilgen den siebent‘ Tag,

dass du und dein Haus ruhen mag,

du sollst von deim Tun lassen ab,

dass Gott sein Werk in dir hab.

Kyrieleis.

5. 

Du sollst ehren und gehorsam sein

dem Vater und der Mutter dein,

und wo dein Hand ihn‘ dienen kann,

so wirst du langes Leben han.

Kyrieleis.

6. 

Du sollst nicht töten zorniglich,

nicht hassen noch selbst rächen dich,

Geduld haben und sanften Mut

und auch dem Feind tun das Gut.

Kyrieleis.

7. 

Dein Eh‘ sollst du bewahren rein,

dass auch dein Herz kein ander mein,

und halten keusch das Leben dein

mit Zucht und Mäßigkeit fein.

Kyrieleis.

8. 

Du sollst nicht stehlen Geld noch Gut,

nicht wuchern jemands Schweiß und Blut,

du sollst auftun dein milde Hand

den Armen in deinem Land.

Kyrieleis.

9. 

Du sollst kein falscher Zeuge sein,

nicht lügen auf den Nächsten dein,

sein Unschuld sollst auch retten du

und seine Schand decken zu.

Kyrieleis.

10.

Du sollst deines Nächsten Weib und Haus

begehren nicht noch etwas draus,

du sollst ihm wünschen alles Gut,

wie dir dein Herz selber tut.

Kyrieleis.

11.

Die Gebot all uns geben sind,

dass du dein Sünd, o Menschenkind,

erkennen sollst und lernen wohl,

wie man vor Gott leben soll.

Kyrieleis.

12.

Das helf uns der Herr Jesu Christ,

der unser Mittler worden ist,

es ist mit unserm Tun verlorn,

verdienen doch eitel Zorn.

Kyrieleis. 

 

Martin Luther +1546.

Mel. In Gottes Namen fahren wir.