Lieder: Die Heilige Schrift

 

1.

Gott ist mein Hort,

und auf sein Wort 

soll meine Seele trauen.

Ich wandle hier,

mein Gott, vor dir

im Glauben, nicht im Schauen.

2.

Dein Wort ist wahr;

lass immerdar

mich seine Kräfte schmecken;

lass keinen Spott,

o Herr, mein Gott,

mich von dem Glauben schrecken.

3.

Wo hätt ich Licht,

wofern mich nicht

dein Wort die Wahrheit lehrte?

Gott, ohne sie

verständ ich nie,

wie ich dich würdig ehrte.

4.

Dein Wort erklärt

der Seele Wert,

Unsterblichkeit und Leben;

dass diese Zeit

zur Ewigkeit

mir sei von dir gegeben.

5.

Dein ewgen Rat,

die Missetat

der Sünder zu versühnen,

den kennt ich nicht,

wär mir dies Licht

nicht durch dein Wort erschienen.

6.

Nun darf mein Herz

in Reu und Schmerz

der Sünden nicht verzagen:

nein, du verzeihst,

lehrst meinen Geist

ein gläubig Abba sagen.

7.

Mich zu erneun,

mich dir zu weihn

ist meines Heils Geschäfte,

durch meine Müh

vermag ichs nie,

dein Wort gibt mir die Kräfte.

8.

Herr, unser Hort,

lass uns dies Wort,

denn du hasts uns gegeben:

es sei mein Teil,

es sei mir Heil

und Kraft zum ewgen Leben.

 

Chr. F. Gellert +1769.

Mel. Ach Gott und Herr.

 

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1.

O Herr, dein seligmachend Wort ist lang verdunkelt blieben, 

da sie fast nichts an allem Ort, als Menschensatzung trieben; 

des Glaubens Kraft ward nicht gedacht, 

wie man dir fest soll trauen 

und alles andern ungeacht 

allein auf Christum bauen. 

2.

Die Heilgen wurden immerdar zur Fürbitt hergezählet 

und endlich überdies noch gar zu helfen auserwählet, 

da du doch, Gott, der Helfer bist 

im Himmel und auf Erden, 

der nur im Namen Jesu Christ 

will angerufen werden. 

3.

Im Nachtmahl Christi Leib und Blut ist eingesetzt zu geben 

mit Brot und Wein, kommt uns zu gut, stärkt uns zum ewgen Leben; 

ein Opfer wards hernach genennt, 

die Hostie sie umtragen, 

das heilge Blut im Sakrament 

den Laien sie versagen. 

4.

Die Werke, die man da befahl, hat eigen Witz erfunden; 

der Aberglaub ward allzumal aufs strengste eingebunden; 

was aber du geboten hast, 

das war nicht not zu wissen, 

wenn man nur sonst die Menschenlast 

zu tragen war beflissen. 

5.

Dies zu erlangen, ist die List vornehmlich die gewesen: 

die Schrift, die doch die Richtschnur ist, hat man nicht dürfen lesen; 

so waren denn die meisten Leut 

gar leichtlich zu betrügen, 

sie wussten nicht den Unterscheid 

der Wahrheit und der Lügen. 

6.

Drauf hat man viel nach eignem Sinn zum Gottesdienst erdichtet, 

denselben auch bloß auf Gewinn und Gleißnerei gerichtet. 

Das göttlich Wort verborgen lag, 

man konnt es selten hören, 

der Menschentand musst alle Tag 

mit Haufen sich vermehren. 

7.

Und wenn man gleich das schwere Joch hat lange Zeit getragen, 

so blieb man doch im Zweifel noch und konnte keiner sagen, 

ob er damit hätt gnug getan, 

den Himmel zu erwerben, 

und wenn die letzte Not trat an, 

musst er im Zweifel sterben. 

8.

Dir, Herr, sei ewig Preis und Ehr, dass wir zur Wahrheit kommen, 

und dass du hast durch reine Lehr die Blindheit weggenommen. 

Wir wissen, wer auf Christum traut, 

dem wird das ewge Leben; 

wenn er im Glauben den anschaut, 

ist ihm die Sünd vergeben. 

9.

Er tut drauf durch des Höchsten Gnad und dessen Geistes Stärke, 

was Gott zu tun befohlen hat, als rechte gute Werke. 

Dass er im Fried, Geduld und Freud, 

in Keuschheit, Demut, Liebe, 

Güt, Sanftmut und Bescheidenheit 

ohn Heuchelei sich übe.

10.

So viel sagt uns des Herren Mund, dabei wir müssen bleiben, 

wir lassen uns von diesem Grund auch keinen Engel treiben, 

und wird von uns die große Güt, 

die Gott uns hat erwiesen, 

allzeit mit dankbarem Gemüt 

erkannt und hoch gepriesen.

11.

O Herr, in Gnaden doch bekehr, die noch im Irrweg gehen, 

und denen mächtig steur und wehr, die dir, Gott, widerstehen. 

Lass niemand zu, dass er dein Wort 

und seinen Lauf kann hindern, 

erhalt es lauter fort und fort 

nach uns auch unsern Kindern. 

 

Dr. Justus Gesenius, +1671.

Mel. Durch Adams Fall ist ganz verderbt.

 

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1.

Ach Gott vom Himmel, sieh darein und lass dich des erbarmen: 

wie wenig sind der Heilgen dein, verlassen sind wir Armen. 

Dein Wort man nicht lässt haben wahr, 

der Glaub ist auch verloschen gar 

bei allen Menschenkindern. 

2.

Sie lehren eitel falsche List, was eigen Witz erfindet; 

ihr Herz nicht eines Sinnes ist, in Gottes Wort gegründet. 

Der wählet dies, der ander das, 

sie trennen uns ohn alle Maß 

und gleißen schön von außen. 

3.

Gott wollt ausrotten alle Lahr, die falschen Schein uns lehren, 

darzu ihr Zung stolz offenbar spricht: Trotz, wer wills uns wehren? 

Wir haben Recht und Macht allein, 

was wir setzen, das gilt gemein; 

wer ist, der uns soll meistern? 

4.

Darum spricht Gott: ich muss auf sein, die Armen sind verstöret, 

ihr Seufzen dringt zu mir herein, ich hab ihr Klag erhöret. 

Mein heilsam Wort soll auf den Plan, 

getrost und frisch sie greifen an 

und sein die Kraft der Armen. 

5.

Das Silber, durchs Feur siebenmal bewährt, wird lauter funden; 

am Gotteswort man warten soll desgleichen alle Stunden; 

es will durchs Kreuz bewähret sein, 

da wird sein Kraft erkannt und Schein 

und leucht stark in die Lande. 

6.

Das wollst du, Gott, bewahren rein für diesem argen G’schlechte, 

und lass uns dir befohlen sein, dass sichs in uns nicht flechte. 

Der gottlos Hauf sich umher findt, 

wo diese lose Leute sind 

in deinem Volk erhaben. 

 

Dr. M. Luther, 1524.

 

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1.

Herr Zebaoth, dein heilges Wort, welchs du uns hat gegeben, 

dass wir darnach an allem Ort solln richten Lehr und Leben, 

ist worden kund aus deinem Mund und in der Schrift beschrieben 

rein, schlecht und recht durch deine Knecht, vom Heilgen Geist getrieben. 

2.

Dies Wort, welchs jetzt in Schriften steht, ist fest und unbeweglich; 

zwar Himmel und die Erd vergeht, Gotts Wort bleibt aber ewig; 

kein Höll, kein Plag, noch jüngster Tag vermag es zu vernichten, 

drum denen soll sein ewig wohl, die sich darnach recht richten. 

3.

Es ist vollkommen, hell und klar, die Richtschnur reiner Lehre; 

es zeigt uns auch ganz offenbar Gott, seinen Dienst und Ehre 

und wie man soll hier leben wohl, Lieb, Hoffnung, Glauben üben; 

drum fort und fort wir dieses Wort von Herzen sollen lieben. 

4.

Im Kreuz gibts Luft, in Traurigkeit zeigt es die Freudenquelle; 

den Sünder, dem sein Sünd ist leid, entführet es der Hölle, 

gibt Trost an Hand und macht bekannt, wie man soll willig sterben, 

und wie zugleich das Himmelreich durch Christum zu ererben. 

5.

Sieh, solchen Nutz, so große Kraft, die nimmer ist zu schätzen, 

des Herrn Wort in uns wirkt und schafft, darum wir sollen setzen 

zurück Gold, Geld und was die Welt sonst herrlich pflegt zu achten, 

und jederzeit in Lieb und Leid nach dieser Perle trachten. 

6.

Nun, Herr, erhalt dein heilig Wort, lass uns sein Kraft empfinden, 

den Feinden steur an allem Ort und lass es frei verkünden, 

so wollen wir dir für und für von ganzem Herzen danken. 

Herr, unser Hort, lass uns dein Wort fest halten und nicht wanken! 

 

Mel. O Herre Gott, dein göttlich Wort.

 

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1. 

Wir Menschen sind zu dem, o Gott,

was geistlich ist, untüchtig;

dein Wesen, Wille und Gebot

ist viel zu hoch und wichtig.

Wir wissen’s und verstehen’s nicht,

wenn uns dein göttlich Wort und Licht

den Weg zu dir nicht weiset.

2.

Drum sind vorzeiten ausgesandt 

Propheten, deine Knechte;

sie machten deinem Volk bekannt

dein Heil und deine Rechte.

Zuletzt ist selbst dein eigner Sohn, 

o Vater, von des Himmels Thron

gekommen, uns zu lehren.

3.

Für solches Heil sei, Herr, gepreist!

Lass es uns niemand rauben,

und gib uns deinen guten Geist,

dass wir dem Worte glauben

und alles, was dein Wort gebeut,

mit Treue, Lust und Emsigkeit

zu deiner Ehre üben.

4.

Hilf, dass der losen Zweifler Spott

uns nicht vom Wort abwende;

wer dich verachtet, großer Gott,

der nimmt ein schrecklich Ende.

Gib selbst zu deinem Zeugnis Kraft,

dass deine Lehre in uns haft

und reichlich bei uns wohne.

5. 

Der Sam’ am Wege wird sofort

vom Teufel weggenommen;

auf Fels und Steinen kann das Wort

niemals zum Wurzeln kommen;

und wenn es unter Dornen fällt,

der Sorg und Wollust dieser Welt,

so muss es bald ersticken.

6. 

Ach, hilf, Herr, dass wir werden gleich

dem reichen, guten Lande

und an des Geistes Kräften reich

in jedem Amt und Stande,

dass wir Frucht bringen in Geduld,

bewahren deine Lehr und Huld

in feinen, guten Herzen.

7. 

Eröffne, Herr, uns Ohr und Herz,

dein Zeugnis recht zu fassen,

dass wir’s in Freuden und im Schmerz

nicht aus dem Herzen lassen.

Lass uns nicht Hörer nur allein,

nein, Täter auch des Wortes sein,

Frucht hundertfältig bringen.

8.

Dein Wort lass allerwegen sein

die Leuchte unsrer Füße;

dass seine Kraft und milden Schein

Geist, Sinn und Herz genieße;

dass es uns gebe Trost in Not

und seliglich uns aus dem Tod

zum ewgen Leben führe.

9.

Lass sich dein Wort zu deiner Ehr,

Gott Vater, weit ausbreiten!

Hilf, Jesu, dass uns deine Lehr

erleuchten mög und leiten!

O heilger Geist, dein göttlich Wort

lass in uns wirken fort und fort

Trost, Hoffnung, Lieb und Glauben!

 

David Denicke +1680.

Mel. Es ist das Heil uns etc.

 

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1. 

Herr, dein Wort, die edle Gabe,

dieses Gold erhalte mir,

denn ich zieh es aller Habe

und dem größten Reichtum für!

Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten,

worauf soll der Glaube ruhn?

Mir ist nicht um tausend Welten,

aber um dein Wort zu tun.

2. 

Halleluja! Ja und Amen!

Herr, du wollest auf mich sehn,

dass ich mög in deinem Namen

fest bei deinem Worte stehn!

Lass mich eifrig sein beflissen,

dir zu dienen früh und spat,

und zugleich zu deinen Füßen

sitzen, wie Maria tat!

 

Nikolaus Ludwig von Zinzendorf 1725.

 

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1. 

Licht, das in die Welt gekommen,

Sonne voller Glanz und Pracht,

Morgenstern aus Gott entglommen,

treib hinweg die alte Nacht;

zeuch in deinen Wunderschein

bald die ganze Welt hinein.

2. 

Gib dem Wort, das von dir zeuget,

einen recht gepriesnen Lauf,

dass noch manches Knie sich beuget,

sich noch manches Herz tut auf,

eh die Zeit erfüllet ist,

wo du richtest, Jesu Christ.

3. 

Es sei keine Sprach noch Rede,

da man nicht die Stimme hört,

und kein Land so fern und öde,

wo nicht dein Gesetzbuch lehrt.

Lass den hellen Freudenschall

siegreich ausgehn überall.

4. 

Geh, du Bräutgam, aus der Kammer,

laufe deinen Heldenpfad;

strahle Tröstung in den Jammer,

der die Welt umdunkelt hat;

o erleuchte, ewges Wort,

Ost und West und Süd und Nord!

5. 

Komm, erquick auch unsre Seelen,

mach die Augen hell und klar,

dass wir dich zum Lohn erwählen,

vor den Stolzen uns bewahr;

ja, lass deinen Himmelsschein

unsres Fußes Leuchte sein!

 

Ewald Rudolf Stier 1827.

 

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1.

Walte, walte nah und fern,

allgewaltig Wort des Herrn.

Wo nur seiner Allmacht Ruf

Menschen für den Himmel schuf.

2.

Wort vom Vater, der die Welt

schuf und in den Armen hält

und der Sünder Trost und Rat

zu uns hergesendet hat,

3.

Wort von des Erlösers Huld,

der der Erde schwere Schuld

durch des heil‘gen Todes Tat

ewig weggenommen hat,

4.

kräftig Wort von Gottes Geist,

der den Weg zum Himmel weist

und durch seine heilge Kraft

Wollen und Vollbringen schafft,

5.

Wort des Lebens, stark und rein,

alle Völker harren dein:

walte fort, bis aus der Nacht

alle Welt zum Tag erwacht.

6.

Auf zur Ernt, in alle Welt!

Weithin wogt das weiße Feld;

klein ist noch der Schnitter Zahl,

viel der Garben überall.

6.

Herr der Ernte, groß und gut,

weck zum Werke Lust und Mut,

lass die Völker allzumal

schauen deines Lichtes Strahl.

 

J. F. Bahnmaier, +1841.

Mel. Nun komm der Heiden Heiland.