Dialog zur Heiligen Nacht

Dialog zur Heiligen Nacht

Sag mal, wer ist das eigentlich, der da an Weihnachten geboren wurde? 

Na einer, der sich drum schert, was aus dir wird. Einer, dem du nicht egal bist.

Aber warum denn? Ich kenne ihn doch gar nicht! 

Aber er kennt dich. 

Selbst wenn, was geht’s ihn an? Kein Hahn kräht danach, was aus mir wird. 

Das mag für viele stimmen. Aber er hat sich schon bei deiner Taufe an dich gebunden und fühlt sich immernoch für dich zuständig. 

Das sagst du so. Nur habe ich nie etwas davon gemerkt. Jedenfalls tut er nicht, was ich mir wünsche. 

Ja, weil er dich nicht fördert im Blick auf deine kleinen irdischen Ziele, sondern im Blick auf das große ewige Ziel, das dir bestimmt ist. Da tut dir manches gut, was sich nicht gut anfühlt. 

Aber wieso kümmert ihn mein Schicksal? Was verspricht er sich davon? Andere Menschen schätzen mich nur, weil ich funktioniere. Davon haben sie etwas. Aber was könnte ich Gott schon nützen? 

Das ist wirklich rätselhaft. Denn eigentlich braucht er niemanden. Doch vielleicht will Gott dir einfach helfen, weil du‘s nötig hast. Er will, dass du der Mensch wirst, der du von Anfang an hättest sein sollen – nämlich ein Kind Gottes, das unter seinem Schutz mit ihm in Frieden lebt. 

Ach, das klingt schön. Aber wer könnte mein kaputtes Leben reparieren oder ungeschehen machen, was ich verbockt habe? Wer versteht überhaupt, was mit mir los ist? Ich kann mein Leben doch nicht nochmal von vorn beginnen. 

Aber hast du nicht zugehört? Der da geboren wird, ist viel mehr als ein Mensch. Darum reichen auch seine Möglichkeiten weiter. Es ist Gottes Sohn, der alles, was er will, auch kann. Dem bist du nicht egal. Und wenn Menschen mit ihrer Weisheit am Ende sind, gilt das noch lange nicht von ihm. Er meint es nicht bloß gut, er macht es auch gut – und hat längst eine Lösung für deine Misere gefunden. 

Aber warum merke ich nichts davon? Und – wenn er die Macht dazu hat – was hindert ihn, mir hier und jetzt meine Lasten abzunehmen? 

Na, du selbst hinderst ihn! Erinnerst du dich, wie Josef und Maria in Bethlehem keine Unterkunft fanden? Angeblich war kein Platz in der Herberge. Und nun ist die Frage, ob Platz ist bei dir – und ob du Gottes Sohn in dein Leben hereinlässt. Du klagst, dass andere nur an sich denken. Aber den einen, der es mit dir aushalten will, lässt du vor der Tür stehen. Gottes Sohn will dir helfen. Aber du tust so, als wäre auch bei dir „kein Raum in der Herberge“. 

Na, wie kann ich ihn hereinlassen, wenn’s bei mir doch dreckig ist und voller schlechter Gefühle? Wird er sich nicht angewidert abwenden, wenn er sieht, wieviel Hass in mir ist, wieviel Feigheit und Heuchelei? 

Die Weihnachtsgeschichte gibt dir die Antwort. Denn weder war ihm der Stall zu schäbig noch die Krippe zu schmutzig. Er kommt zu denen, die ihn nötig haben. Und nichts Menschliches ist ihm fremd. Auch deine innere Armut kann ihn nicht schocken. Also nimm es als gute Nachricht: Da ihm Ochs und Esel als Gesellschaft gut genug waren, bist du es auch. Und dass du ihm nichts zu bieten hast, weiß er sowieso. Viel zu lange hast du Gott vergessen. Aber genau für solche Leute kam Christus in die Welt, um die Gestolperten wieder auf die Füße zu stellen. Das kannst du weiter ignorieren – oder mit deinem Christ-Sein endlich Ernst machen. Aber tue nicht so, als hättest du nicht verstanden…

 

 

Bild am Seitenanfang: Die Heilige Nacht (Triptychon)

Fritz von Uhde, Public domain, via Wikimedia Commons